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Ralf Rosmiarek: DAS UNBEHAGEN ABER BLEIBET…EWIGLICH

Verstörendes Unbehagen. Immer schon. Geißel der Menschheit. So mancher wünschte sich deshalb von Anbeginn, vielleicht sogar noch vorsprachlich (wenigstens wortlos): „Ich muss unbedingt in ein anderes Stück rein, ein Stück in dem Gott existiert … irgendwo, wo ich endlich ausruhen kann“ (Woody Allen). Der Psalmist wird beistimmen: Gott, „[d]u bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten“ (Ps. 32,7). Mithin wächst die Erkenntnis: Leben ist Zumutung. Ein wirkmächtiges Gegenhalten immerhin in der beschwörenden Versicherung: Leben ist Geschenk!, quasi Gottes- und sodann Elternmetaphysik. Es werde Licht!, gleichsam kategorischer Imperativ des Abendlandes, überall am Werke sind die Macher und Schaffer. Mit dem alten Gott Jahwe wird im Schaffen das Gute erkannt; „sehr gut“ sei es sogar, das Schaffen, wird die Bibel sagen. Also seid fruchtbar und mehret euch!, wird verlangt. Mancher verstand gar wohl „seid furchtbar“ und lebte seine Obsessionen, schließlich wähnt man sich in feinster Gesellschaft, wird nachdrücklich versichert, „der Herr [wird] seine Freude daran haben, euch umzubringen und euch zu vertilgen“ (Dtn. 28,63).



Es ist alles lächerlich.
Es ist alles lächerlich.

Das Tempo der Fallgeschichte ist atemberaubend. Von einem „lieben Gott“ fehlt plötzlich jede Spur, an Woody Allens „Ausruhen“ ist nicht mehr zu denken, im Gegenteil: „der Herr [wird] schrecklich mit dir umgehen und dich und deine Nachkommen schlagen mit großen und anhaltenden Plagen, mit bösen und anhaltenden Krankheiten“ (Dtn. 28,59). Bleiben werden dem Menschen „Angst und Not“ und die alte Einsicht: „Morgens wirst du sagen: Ach, daß es Abend wäre! und abends wirst du sagen: Ach, daß es Morgen wäre! vor Furcht deines Herzens, die dich schrecken wird, und vor dem, was du mit deinen Augen sehen wirst“ (Dtn. 28,67). Lange währt der Dämmerzustand: „Du warst eine solche Enttäuschung, ein solcher Betrug in meinem Leben, daß ich, als ich ganz allmählich und unter Qualen dahinterkam, dich links liegen ließ“ (Tilmann Moser). Verstörungen! Kaum Einsichten. Dafür: Flucht in den Glauben! Probates Lösungsmittel auch des modernen Menschen. Jüngstes Glaubensbekenntnis: Die Impfung! „Offenbar ist der Mensch so organisiert, dass er einem übergeordneten Rechtgläubigkeitsverband angehören will … Er möchte einer Gemeinschaft angehören, die die Welt richtig sieht“, bemerkt der Historiker Volker Reinhardt luzide.

  

Deutsche Dummköpfe

 

Hingegen nun ein anschwellender und nicht länger überhörbarer Ruf: Ex oriente lux! Aus dem Osten das Licht. Das mag dieser Tage mit Blick auf die politische Lage in deutschen Landen seine Richtigkeit haben, da könnte der Osten – wie in den dunklen Novembertagen von 1989 – tatsächlich den Anfang, den Sonnenaufgang, verkünden. Der „Kalte Krieg“ schien vorbei, das „Ende der Geschichte“ ausgemacht. Überhaupt roch es seit Mitte der 1980er Jahre nach viel Optimismus. Die Hypothese, der Mensch habe die Neigung zu Aggression und Krieg von seinen Vorfahren geerbt, wird massiver Kritik unterzogen. Es bedurfte einmal wieder eines neuen Verständnisses des homo sapiens, es bedurfte des Lichts, „verdammte biologische Fakten“ gehören endlich getilgt. Mit dem Sevilla Statement on Violence von 1986 wendet man sich gegen theoretische Annahmen von Ethnologen und Soziobiologen, Krieg und Gewalt hätten biologische Wurzeln. Der Mensch sei eben doch mehr Konstrukt aus Sozialem und Kultur, eben weitgehend, wenn nicht vollkommen, durch die Gesellschaft wie Umwelt geprägt denn ein biologisches Wesen. Die Frankfurter Schule wird somit das Rüstzeug stellen und Gehirnakrobatik pflegen. Was Arthur Schopenhauer in den 1850er Jahren über die „Hegel’sche Scharlatanerie“ schrieb, scheint hinsichtlich der Frankfurter Schule nicht minder treffend: „Der eigentliche Sinn […] scheint mir der folgende […] ich hab es mit den Deutschen Dummköpfen zu thun, die man, durch ein sinnloses Wischiwaschi und ein Paar Paradoxien aus dem Tollhause, sehr leicht verdutzt und sie führt wohin man will“. Halbbildung paart sich mit geradezu magischem Glauben an die (Gender-)Wissenschaft. Das Biologische allerdings widert an, mit zur Schau getragener parfümierter Gefühligkeit will man der eigenen Natur zu Leibe rücken, überspanntes Empfinden stellt sich fortan ein. Selbst Theodor W. Adorno (Typen und Syndrome) erkannte: „Sie müssen sich eine innere, häufig an Wahn grenzende Scheinwelt aufbauen, die sie empathisch der Realität entgegensetzen. Sie können nur existieren, wenn sie sich selbst erhöhen und die Außenwelt mit Leidenschaft verwerfen“. Die Kränkungen des Selbstwertgefühls müssen endlich aufhören. Doch bald schon tobt inmitten Europas der Jugoslawienkrieg, dieser Tage der Krieg in der Ukraine. Wieder wird geschlachtet, gemeuchelt, gefoltert, werden Orgien des Sadismus zelebriert. Das Fragezeichen ist somit nicht geschrumpft: Wieviel Aggression ist dem Menschen angeboren? Auch bleiben die sich stetig wiederholenden alten Fragen, die sich seit Kindertagen stellen: Warum? Wozu? Wohin? Eine Endlosschleife. Nietzsches „ewige Wiederkehr des Gleichen“ dämmert auf.


Von Blumen und Luftballons 

 

Der Trost des Schriftstellers Thomas Bernhard mag das Unbehagen bei manchem lindern: „Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt“; doch andere wird ein solcher Satz in die Schockstarre führen. Das Unbehagen also bleibet, verstärkt sich vielen gar … wird pure Angst. Die Empfindsamen und Zögerlichen haben längst keine Argumente mehr. Auch Meinung ist verpönt. Hieß es aber nicht einmal „… da hat jeder so seine Meinung, und ich sage, warum nicht, Meinungen muss es auch geben“? Zudem: „Ich weiß es nicht, fällt mir das jetzt selber ein, oder hat das irgendein gescheiter Mann einmal gesagt, die Meinung ist es sogar, die uns als Mensch vom Tier unterscheidet“ (Wolf Haas). Umso mehr erinnern sich aber die Hochsensiblen des religiösen Equipments: Kerzen allererst, Kalendersprüche, farbprächtige Blumenarrangements, bunte Bilder von Kinderhand sodann, zur Not auch Kuscheltiere, Luftballons werden sich finden lassen. Alles bedeutende Utensilien zur eigenen Beruhigung, schließlich mag man es, obschon maskenverhüllt, „Gesicht zu zeigen“, überhaupt gemeinsam „Zeichen zu setzen“. Herzerwärmendes Beruhigen der „Zivilgesellschaft“ und zugleich doch auch der längst fällige „Aufstand der Anständigen“. Immer mit dabei – und inzwischen federführend seit den Gründungstagen am 11./12. Januar 1980 – Die Grünen, die der Biologe Ulrich Kutschera trefflichst als „neomarxistisch-dogmatische Verbotspartei mit geschlechtsneutral-pseudowissenschaftlichem Klima-Wohlfühlprogramm für biologisch-chemisch unterbelichtete Sozialkundler, Homöopathen und Waldorf-Lehrer“ ausweist. Was immer auch „Angst macht“, „engagiert“ und „wachsam“ sind sie dabei und zeigen sich gewappnet. Das empfindsame Bewußtsein will nicht verstehen müssen. Argumente benötig(t)en eben auch Zeit. Wer hat sie in seinem Alltag schon übrig für Gedankenarbeit? Man sitzt schließlich von morgens bis abends in der ersten Reihe und hat gelernt: Mit dem Zweiten sieht man besser. Wer hätte denn auch etwas einzuwenden gegen Klima- und Umweltschutz, gegen Gerechtigkeit und Frieden? „Gegen Nazis“ und für „unsere Demokratie“ ist man ohnehin. Das alles hält die Fixkosten überschaubar und befreit von eingehenderer Reflexion.

 

Rationalität wird stattdessen für zynisch erklärt, das gefühlige Bewußtsein will sich behütet, geborgen wissen. Wo aber kann dies gelingen? In einer überschaubaren und geregelten Welt! Komplexität läßt sich brechen in Gut und Böse oder Hell und Dunkel. Denn: „Wer weiß schon, was wirklich Wirklichkeit ist?“, sagt sich so mancher immergrüne Politiker und diese woke „Philosophiestudentin […] Aber sie hat keine wirklichen Antworten … Typisches Produkt der Cafeteria im Brooklyn College“ (Woody Allen). Dabei wäre es vielleicht gut, sich wieder darauf zu besinnen, was etwa den Staat ausmacht, der die Glückseligkeit seiner Mitglieder als politisches Ziel zu verfolgen hätte. Über solches Wissen verfügte man jedenfalls in der griechischen Antike, auch wußte man um die Voraussetzung solcher Zielerreichung, wußte um den benötigten Zusammenschluß einer relativ homogenen Personengruppe.

 

Aristoteles wird in der Politik (Buch 5, Kap. III) deshalb notieren: „Ein Staat entsteht nicht aus einer beliebigen Bevölkerungsmasse. Darum hat es praktisch immer Konflikte gegeben, wo Fremde aufgenommen worden sind“. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt griff auf die aristotelische Einsicht zurück und formulierte 2008 (Außer Dienst. Eine Bilanz): „Wer die Zahl der Muslime in Deutschland erhöhen will, nimmt eine zunehmende Gefährdung des inneren Friedens in Kauf“. Die Einleitung eines Verfahrens zum Ausschluß aus der SPD dürfte gegenwärtig als sicher gelten. Ob es für Imre Kertész (jüdischer Abstammung, Holocaust-Überlebender) dieser Tage noch den Literaturnobelpreis gegeben hätte, darf zumindest bezweifelt werden. Aristoteles folgend hegt er die Befürchtung: „Europa wird bald wegen seines bisherigen Liberalismus untergehen, der sich als kindlich und selbstmörderisch erwiesen hat. Europa hat Hitler hervorgebracht und nach Hitler steht hier ein Kontinent ohne Argumente: Die Tür weit offen für den Islam; er wagt es nicht länger über Rasse und Religion zu reden, während der Islam gleichzeitig einzig die Sprache des Hasses gegen alle ausländischen Rassen und Religionen kennt. Ich würde darüber reden, wie Muslime Europa überfluten. Es endet immer auf dieselbe Weise: Die Zivilisation erreicht eine Reifestufe, auf der sie nicht nur unfähig ist sich zu verteidigen, sondern auf der sie in scheinbar unverständlicher Weise seinen eigenen Feind anbetet. Jetzt bin ich aber auf die Zensur gespannt.“ (Letzte Einkehr, Tagebücher 2001-2016).


Erb- und Klassenfeinde

 

Im Osten weiß man länger schon um das Dunkle der Ideologie, die mit mehr oder weniger Schokoladenüberzug daherkam und nun neuerlich daherkommt. Immerhin weiß der ehemalige Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, Egon Krenz, bei seinem Vortrag der Veranstaltung „75 Jahre DDR – Was bleibt?“, daß „viel Unwahres über diesen Staat“ verbreitet wird, betont dann ferner im Duktus der alten Glaubenslehre: „Es gibt viele Gründe, die DDR zu mögen: Die DDR hat niemals Krieg geführt. Sie war der deutsche Friedensstaat.“ Die alten Phrasen des politischen Kitsches sind auch die neuen Phrasen, bestenfalls ein wenig modifiziert: Solidarität, Frieden, Mitmenschlichkeit, Wertegemeinschaft, Demokratie… Auch die Angstmacherei erfolgte in Ost und West nach gleicher Methodik: auf der einen Seite der gefährliche Adenauer, auf der anderen der böse Russe, da der scheußliche Kapitalismus und dort der scheußliche Kommunismus. Schreckgespenster allerorten und von übelster Sorte geistern durch die Geschichte: der Jude, der Russe, der Untermensch, der Franzose als „Erbfeind“, die „gelbe Gefahr“, der Kapitalist wie der Bolschewist, der Arbeiter- und Bauernstaat erzitterte vor dem „Klassenfeind“.

 

„Wirklich satanisch aber wirkt sich die Indoktrinierung erst dann aus, wenn sie ganz große Menschenmengen, ganze Kontinente, ja vielleicht sogar die ganze Menschheit in einem einzigen bösen Irrglauben vereinigt“, so schrieb es Konrad Lorenz in seinem Buch Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit von 1973. Die phantasierte „Corona-Pandemie“ wird zum Beispiel par excellence zu einer solch weltumspannenden Indoktrination. Die Voraussetzungen des Angst- und Spaltungszustandes der deutschen Gesellschaft hat Michael Klonovsky brillant analysiert: „Die sozialistische Mentalität, die antibürgerliche Mentalität, die Kollektiv- oder Herden-Mentalität, die Mucker- und Maulkorb-Mentalität, die Sozialneid-Mentalität, die Gleichheit über Freiheit stellende Mentalität, all das hat überlebt — und zwar, weil dieser Mentalität im Westen ein großes artverwandtes Soziotop entgegenseufzte.“ Und unvermindert entgegenseufzt.

 

Neben all den symbolischen Popanzen gab es durchaus realere Bedrohungen, die diffuse Ängste in existenzielle wandelten. Die Welt wollte eben aufatmen, als die USA sich zur Weltpolizei stilisierten und 1945 Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki warfen. Als hehres Ziel gab man an, Japan rasch zur Kapitulation bewegen zu wollen und schließlich sollte das Eingreifen der Sowjetunion in Japan verhindert werden. Die bislang schrecklichste Waffe des Menschen kostete Schätzungen zufolge 100.000 Menschen unmittelbar das Leben. Die Opfer waren überwiegend Zivilisten und durch Japaner verschleppte Zwangsarbeiter. Weitere 130.000 Menschen starben im Verlaufe des Jahres 1945 an den Folgeschäden. Verstrahlungen und Verkrüppelungen erhöhten die Opferzahlen immens auch in den Folgejahren. Die Angst vor einem Atomkrieg wird sich in den sechziger Jahren verstärken und die Menschen werden sie bis in die Gegenwart nicht verlieren. Die Kuba-Krise 1962 ließ den atomaren Schlag zwischen der Sowjetunion und den USA beinahe zur Wirklichkeit werden. Die Muskelspiele und die Klaviatur gegenseitiger Verhetzung wurden ausgereizt. Den Beginn eines dritten Weltkrieges hatte man auch mit dem Einsetzen des „Prager Frühlings“ im Januar 1968 vor Augen. Uns Erstklässlern wurde wohl erstmals bewußt, unsere bislang abenteuerlichen Kriegsspiele könnten bitterer und blutiger Ernst werden. In den Elternhäusern war Krieg durchaus noch ein ständiges Begleitthema. Schuld- und Angstgefühle hatten in diesen Jahren eine sattsame Brutstätte.

 

Ich bin voller Angst und Schrecken

 

„Not und Angst“ werden bleiben „für alle Zeit“, der alte Gott Jahwe versteht sein Handwerk. Und der Mensch wird bekennen: „Ich bin voller Angst und Schrecken; und es stecken deine Pfeile, tief in mir. Schwer ist deine Hand …“. Die Katastrophen und Kataströphchen werden in die Köpfe geblasen. Die medialen Büttel kennen keine Skrupel. Der Spiegel trompetete am 11. August 1986 ins Land: „Die Klima-Katastrophe: Ozon-Loch, Pol-Schmelze, Treibhaus-Effekt: Forscher warnen“. Bekanntlich sagen Bilder deutlich mehr als Worte, so setzte man kurzerhand den Kölner Dom auf dem Titelbild unter Wasser. Spiegel Online wußte am 01. April 2000 (ein zufälliges Datum?), daß „klirrend kalte Winter“ nur noch Erinnerungen wecken konnten: „Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben.“ Das Taumeln immer am Abgrund, der unwiderstehliche Reiz der Apokalyptik. Horrorszenarien fortan überall im Blätterwald und auf der Mattscheibe: die Überbevölkerung, das Waldsterben, die Erdölkrise, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), das Ozonloch, Gletscherabschmelzung, Seuchen, Pestizide, Diesel …  Da waren dann viel Schall und reichlich Rauch und eine reichliche Verpestung der Hirne.

 

Die (leit)medialen Knechte wähnen sich als Meinungsmacher, und tatsächlich sind sie es auch. Sie wollen jedoch weder die Gesellschaft befrieden, noch sie aufklären, sie wollen nicht sachgerecht informieren, moderieren, dokumentieren, schon gar nicht diskutieren. Sie fühlen sich vielmehr ermutigt zu missionieren, zu agitieren und zu moralisieren. Unentwegt sind sie als Streiter im Kampf gegen lauernde Gefährder, Leugner und Verführer unterwegs. Der etablierte Journalist, dieser Priester des rechtgläubigen Zeitgeistes, wird sich nicht ändern, zu süß schmeckt ihm die eigene Macht. Angst ist schließlich die Grundlage religiöser Systeme. Die Deutschen sind hoffnungslos religiös. Deshalb ließ die Mehrheit, die übergroße Mehrheit der Mitbürger sich vom und in den Corona-Wahn treiben, zeigte sich mit allem einverstanden, was rituelle Reinigung versprach. Die Vernunft als Opfergabe. Die Mitmenschen wollten es so und zwar genau so. Das Geschrei steigerte sich in den (a)sozialen wie (Qualitäts-)Medien: härter, noch härter, repressiver. Es schien, diese Mitmenschen haben vom Grundgesetz nie gehört. Schuld wurde mit bestem Gewissen ausgemacht, die ist zu sühnen, bis hin zur Entwürdigung. Für den (Kultur-)Journalisten der Thüringer Allgemeinen Zeitung, Henryk Goldberg, sind Kritiker somit „intellektuell unterprivilegierte, asoziale Mitbürger“. Verfluchungen sodann wie in den Tagen des Mittelalters: Mögen Krankheit und Tod über die Leugner und Ungläubigen kommen. Herrlich sind die Wonnen des Kollektivs! Herrlich das Schauspiel irdischer Verzweiflung!, dieses Blinzeln und Wegsehen im Dienste der großen Sache, wenn Sterbende einsam krepieren und Kinder wimmern. „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“, hämmerte es die damals amtierende Hohepriesterin Angela Merkel der staats- und mediengläubigen Gemeinde ins Hirn. Die Verlockungen des Totalitären bleiben den Gläubigen ein sehnsuchtsvolles Faszinosum, Schulbildung hin, Geschichtswissenschaft her. Offensichtlich wird: Religion ist nur durch Religion zu ersetzen. Spaß und Lebensfreude sind als Leben ausmachende Konstanten längst weit unter den Nullpunkt gerutscht, die Glückseligkeit im Sinne des Aristoteles ist vergessen. Vielmehr: Eine Politik der Lebensvergessenheit, geradezu, der Lebensverkommenheit für die „Menschen da draußen“ beherrscht die Gegenwart und bricht sich unmittelbar weiter — die längst vorgezeichnete — Bahn.

 

Vielleicht ist es deshalb besonders paradox, daß nun, als neues Schrecknis, ausgerechnet die Pflanzennahrung Kohlendioxid (CO2) diese Lebensverkommenheit darstellen soll. Die Pflanzennahrung ein Todes-Gas! Doch Pflanzen assimilieren nun einmal über die lichtgetriebene Photosynthese CO2 und liefern damit die Primärnahrung für alles irdische Leben. Denn fällt der CO2-Gehalt der Luft unter die Hälfte des gegenwärtigen Niveaus, dann endet das Pflanzenleben wie überhaupt alles Leben auf dem Planeten Erde. Erhöht sich hingegen der CO2-Gehalt, steigert sich das Wachstum der Pflanzenwelt. Fragen Sie einfach ihren Gärtner oder Ihre Oma, aber die ist bekanntermaßen eine „alte Umweltsau“. CO2 ist inzwischen das Treibhausgas schlechthin. Zwischen drei bis fünf Prozent des atmosphärischen Gases sollen menschlichen Ursprungs sein, die gegenwärtige Zunahme verdankt sich allein dem Menschen. So die hysterische Botschaft. Nur bleibt die Frage offen, weshalb der Gasanstieg während des weltweiten Lockdowns im Jahre 2020 unvermindert wuchs?

 

Das Unbehagen aber bleibet…

 

„Es ist alles verrottet“, so resümierte bereits am 24. April 2013 der französische Publizist Olivier Guez nicht allein mit Blick auf die französische Situation in seinem Beitrag „Es liegt was in der Pariser Luft“ für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und legte nach: „die politische Klasse [sei] diskreditiert“, habe sich vor allem aber „als unfähig erwiesen“. Schadensbegrenzung und Selbstverteidigung gegenüber dem links-grünen Wollen, vom sinnlosen „Wischiwaschi […] aus dem Tollhause“ sind mittlerweile erste deutsche Bürgerpflicht. Es soll dabei nicht mißverstanden werden, nicht alle Ideen von Linken und Grünen sind grundsätzlich falsch oder phantastisch. Fördernde Bildungspolitik wie soziale Sicherheit etwa haben ihre Berechtigung. Doch ignorierte Lebenswirklichkeiten, ideologischer Verblendung geschuldet, zerstören die Gesellschaft. Und so bleibt „den Menschen da draußen“ die Angst vor der ungeheuerlichen Explosion der Energiekosten durch eine verfehlte Energiepolitik, eingeleitet durch eine CDU-geführte Regierung. Die Abwanderung der deutschen Wirtschaft führt zur Bedrohung durch Armut und Arbeitslosigkeit. Ungebremste Migration sorgt für Angst vor sich steigernder Kriminalität, einher geht die Angst vor dem Zusammenbruch der Sozialsysteme und des Sozialstaates, gepaart mit Wohlstandsverlust und (Bürger-)Krieg…

 

„Ach, was wisst ihr schon, ihr Chorknaben“, wird im Drama Gott Woody Allen eine seiner Figuren sprechen lassen. „Ich will gar nicht frei sein … Ich weiß, was man von mir erwartet. Ich bin versorgt … Ich bin als Sklave geboren und werde als Sklave sterben“. Überhaupt: „Was soll das Geschrei um die Freiheit? Sie ist gefährlich. Wissen wo man bleiben kann, das ist sicher. Siehst du nicht, Doris, Regierungen wechseln jede Woche, politische Führer bringen sich gegenseitig um, Städte werden geplündert, Menschen gefoltert. Wenn’s einen Krieg gibt, was meinst du, wer getötet wird? Die freien Menschen. Aber wir sind sicher, denn ganz egal, wer an der Macht ist, sie brauchen alle jemanden, der den Dreck wegräumt.“ …

 

Das Unbehagen aber bleibet … und überhaupt: „es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt“.

 

 

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