Am 7. Oktober 2023 zeigte das antisemitische Bündnis zwischen Wokeness und Dschihad, wozu es fähig ist. Es bleibt eine tödliche Bedrohung für alle freien Völker.
Lizzy Shaanan Pikiwiki Israel, CC BY 2.5, via Wikimedia Commons
Den Juden geht es wieder an den Kragen, mitten in Deutschland, mitten in Europa, sogar an der Harvard-Universität erklärte die Rektorin, dass Aufrufe zum Völkermord an Juden nicht gegen die Verhaltensregeln der Hochschule verstoßen. Black live Matters Vordenker[i] Russell Rickford war vom Massenmord der Hamas derart „überwältigt“, dass die woken Anhänger des Cornell-Geschichtsprofessors in tosenden Applaus ausbrachen und ihre Hoffnung auf einen weiteren Genozid mit der Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“ Ausdruck verliehen. Die Massenvergewaltigungen durch die Palästinenser wurden von feministischen Meinungsführern wie UN Woman verharmlost, weil es Israelinnen traf.[ii] Die globale MeToo-Bewegung handelt nach dem Motto: „#MeToo.UNless you are a jew“. Als Intellektuelle in einem Brief in Libération dazu aufforderten, wenigsten anzuerkennen, dass in Gaza ein massenhafter Frauenmord stattfand, wurden sie sofort des Rassismus bezichtigt.
Der 7. Oktober, der den tödlichsten Tag für das jüdische Volk seit dem Holocaust markiert, ist ein gamechanger. Die woken Gutmenschen haben ihr wahres Gesicht gezeigt, denn ihre Freude über das Pogrom war derart überwältigend, dass sie die Maske fallen ließen und ihre erschreckende Gefährlichkeit sichtbar wurde. Der 7. Oktober war ein Tag der Wahrheit. Er enthüllte die Menschfeindlichkeit hinter der Maske der bunten Diversity und er enthüllte, wie eng sich bereits die woke Erlösungsutopie mit dem islamischen Dschihad verbunden hat. Ihr gemeinsames Opfer sind die Juden. Die woke Sympathie mit der Hamas war für viele, selbst für viele Juden, ein Schock, denn man hielt die linke Willkommenskultur etwa bei der islamischen Masseneinwanderung bis dato für Naivität. Seit dem 7. Oktober kann aber niemand mehr den eliminatorischen Antisemitismus des woke-islamischen Bündnisses und seine engen ideologischen, personellen und finanziellen Verflechtungen übersehen.
Die offene Sympathie der woken Elite ist ein trauriger Höhepunkt der länger schon wachsenden Judenverfolgung im Westen. Europäische Universitäten beenden Austauschprogramme und Forschungsprojekte mit Israel. Diversität und Inklusion gilt nicht für Israelis. In Deutschland sind inzwischen die meisten Musik-, Film- und Theaterfestivals judenrein.[iii] Die documenta 15 war ein antisemitisches Fanal mit einer Ikonografie wie aus dem „Stürmer“. Die Juden haben verstanden, als sie Claudia Roth bei der Jewrovision 2023 ausbuhten, denn die Kulturstaatsministerin spielt beim grünen Antisemitismus eine führende Rolle. Auch nach dem Pogrom hält sie zum BDS (Boycott, Divestment and Sanctions), der woken Version des „Kauft nicht bei Juden“[iv], das beachtliche Teile des deutschen Kulturestablishment mit den Israelhassern des globalen Dschihad vereint. Juden verstecken aus Angst ihren Davidstern in der Öffentlichkeit, sie werden unsichtbar. In Berliner Schulen wagt kein jüdischer Junge eine Kippa zu tragen. Auf dem Straßenpflaster erinnern Stolpersteine an den Holocaust, während rote Dreiecke an den Häusern, in denen Juden leben, die nächste Verfolgung vorbereiten. Als orthodoxer Jude heute durch Berlin Neukölln zu gehen, ist ungefähr genauso gefährlich wie vor neunzig Jahren. Die Obrigkeit schützt Juden nicht hinreichend; am liebsten schützt sie Gebäude und Synagogen, denn „unpassende Bilder“ könnten peinliche Vergleiche mit 1933ff nahelegen.
Es ist wieder soweit. Die Juden packen ihre Koffer. Viele verlassen das Land, wie es die französischen Juden schon länger zu zigtausenden vormachen. Die Woken weinen ihnen nicht nach. Frankreich ist Deutschland einige Jahre voraus, denn dort dominiert das Bündnis aus woken Eliten und militantem Islam das politische Geschehen. Viele Vorstädte und Schulen werden schon von Organisationen wie den Moslembrüdern kontrolliert. Akademiker, Journalisten und Milliardär-NGOs beherrschen die öffentliche Debatte und die Geldflüsse. Zusammengehalten wird dieses Bündnis durch seine Feindbilder: Es sind „die Weißen“, worunter alle angestammten Franzosen zu verstehen sind, in Deutschland die Deutschen ohne Migrationshintergrund. Sie sollen umerzogen werden, weil sie angeblich eine zutiefst rassistische und ungerechte Gesellschaft repräsentieren, oder gleich ganz verschwinden sollen. Für die angestammte Bevölkerung hat das woke-islamische Bündnis nur Verachtung übrig.
Der Antisemitismus ist die zweite tiefe Gemeinsamkeit von woker Elite und Dschihad, der sich am 7. Oktober völlig ungeniert zeigte. Heute sind in Deutschland die Grünen, die die woke Heilslehre am reinsten verkörpern, die gefährlichsten Antisemiten, denn sie haben den Antizionismus als die neue, legitime Form des Judenhasses etabliert. Sie haben mit Joschka Fischer und Grünen-Mitbegründer Dieter Kunzelmann nicht nur jahrzehntelange Verbindungen zur PLO, sie sind auch treibende Kraft der Islamisierung der deutschen Gesellschaft und fördern bevorzugt die Einwanderung aus muslimischen Ländern.[v]. Dass die Grünen bei acht Milliarden Menschen auf der Welt überwiegend Moslems aus traditionell antisemitischen Ländern ins Land holen und nicht Fachkräfte oder Menschen aus friedlichen, pro-europäischen und nicht-dschihadistischen Weltregionen, läßt sich mit dem nun offen gezeigten Antisemitismus gut erklären. Sie benutzen die muslimischen Einwanderer als revolutionäres Subjekt, als Männer fürs Grobe.
Damit geht für die Juden ein goldenes Zeitalter zu Ende. Wie Franklin Foer im Atlantic feststellte[vi], waren Juden seit 1945 in Amerika und später auch Europa zunehmend gleichberechtigt und prägten das kulturelle Bild des Westens mit: Ralph Lauren die Mode, Philip Roth die Literatur, Steven Spielberg den Film, Mark Rothko die Malerei, Bob Dylan den Pop, David Ogilvy die Werbung und Barbra Streisand das Entertainment. Ein liberaler, toleranter, demokratischer und selbstbewusster Westen schien die antisemitische Krankheit überwunden zu haben. Der Holocaust hatte tatsächlich zu einer Katharsis geführt: Wie konnte das christliche Abendland (von Augustinus bis Luther, von Innozenz III bis Hitler) die Juden zum Sündenbock erklären und seine eigenen Gewaltfantasien der Weltherrschaft auf die Juden projizieren? In diesem goldenen Zeitalter nahm der rechte und religiöse Antisemitismus ab, war zunehmend verpönt und verschwand weitgehend unter der Oberfläche. Irgendwann war es undenkbar, dass zwei „Stürmer“-Zeichner Professuren an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg erhalten könnten, wie kürzlich die beiden Mitglieder des indonesischen Kollektivs Ruangrupa, das die Documenta 15 kuratierte. Heute gibt das woke Imperium des Westens Juden keine Zuflucht mehr, es treibt sie zur Flucht.[vii]
Der Hauptgrund, warum sich das goldene Zeitalter entwickeln konnte, war die totale Niederlage des rechten Gnostizismus, der nach dem Weltkrieg aus seiner Asche kein Feuer des Fanatismus mehr entfachen konnte. Der Nationalsozialismus war eine politische Religion, eine Erlösungslehre, die ein tausendjähriges Reich der Gerechtigkeit und des Heils verkündete und die Bestrafung des Bösen. Bei Heidegger findet sich die ganze gnostische Denkpalette: der mystische Kampf der Finsternis gegen das Licht, der untergründige Hass gegen die Schöpfung, das Materielle, die Klage gegen die Weltverfallenheit, gegen den Sinnengenuß, die Gegenwart als historische Weiche, und die Zukunft als epochale Reinigung und Erlösung. Bei Heidegger sind das die Stichworte Seinsverlassenheit und Gottesverlassenheit. Das Raunen über den „geheimen Auftrag deutschen Wesens“, den nur die Wissenden „schauen“ können. Der Zweite Weltkrieg war eine reinigende Flamme, die das Unreine auslöschen soll: die Kapitalisten, die Kommunisten und vor allem die Juden. Ohne ihre Vernichtung könne es keine Vervollkommnung der Welt geben. Sie waren der Inbegriff der Moderne, des wurzellosen, heimatlosen Zersetzers.
Eschatologische Bewegungen, die unmittelbare, phantastische Ereignisse für ihre Erfüllung verlangen, neigen dazu, im apokalyptischen Modus nicht sehr lange zu überleben. Der von den Täufern in Münster erwartete Weltuntergang kam nicht, die baldige Überlegenheit des Kommunismus blieb aus, der unmittelbar bevorstehende Endsieg der Nazis stellte sich nicht ein. Gläubige müssen mit dieser unvermeidlichen Enttäuschung umgehen. Die wenigsten sehen ihren Irrtum ein.[viii] Die meisten schaffen die Wandlung von einer Sekte zu einer Kirche, die dann oft, wie die katholische Kirche mit der augustinischen Theologie, die immer wieder aufflammenden schwärmerischen Erlösungsfanatiker zähmt oder beseitigt. Die Nazis haben ihre totale Kapitulation nicht in einen Sieg umdeuten können. So bleibt ihr eliminatorischer Antisemitismus ein fassungslos machendes Beispiel der tödlichen Dynamik einer apokalyptischen Heilslehre.
Die Parallelen der Hamas zu den Nazis sind nicht zu übersehen, wenn man vom zentralen Unterschied absieht, dass es den Nazis um die Reinheit der Rasse und den Dschihadisten um die Reinheit der (göttlichen) Lehre geht.[ix] Beide sind „nostalgisch“ und wollen ein früheres goldenes Zeitalter wiederherstellen: die nordische Rasse hier, die Ur-Umma dort. Die Hamas-Kämpfer sehen sich als die „wahren Gläubigen“ (die Nazis als Herrenrasse), die den Weg für das Kommen des „Himmels auf Erden“ ebnen müssen: Sie zerstören die (böse) Welt, um sie zu retten. Beide praktizieren einen Todeskult („Ihr liebt das Leben, wir den Tod“), der ohne Skrupel den Tod von Millionen Menschen hinnimmt, auch den der eigenen Leute. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, als die Niederlage längst feststand, starben und wurden mehr Deutsche vertrieben als in den fünf Jahren zuvor, was den angeblichen Hütern der Volksgemeinschaft völlig gleichgültig war. Im aktuellen Gaza-Krieg opfert die Hamas gewissenlos tausende Palästinenser, darunter Frauen und Kinder, für ihre Propagandazwecke, um die vom antizionistischen, woken Bündnispartner im Westen fabrizierte Opfergeschichte zu befeuern. „Wir kapitulieren nie“. Der kompromisslose Wille zur Welteroberung und der Unterwerfung der „Anderen“ – bei den Nazis die Nichtarier, bei den Dschihadisten die Ungläubigen – klingt zunächst verrückt, ist aber todernst. In der Endphase, wenn sich der Endkampf, das letzte Gefecht, zuspitzt, steigert sich nochmals der Wahn und die Paranoia. Die einen hoffen auf Wunderwaffen und göttliche Fügung, die anderen darauf, dass sich die gesamte islamische Welt gegen den Satan (Israel und die USA) erhebt. Es geschieht natürlich weder das eine noch das andere. Brüder im Geiste sind Nazis und Dschihadisten auch im Judenhass. Nazis und Hamas sehen die Juden als besonders gefährliche Feinde ihrer heilsgeschichtlichen Sendung an, die ausgerottet werden müssen, damit sie sich erfüllen kann.
Die lange Geschichte der Erlösungsbewegungen zeigt: Je radikaler deren gnostisches Gut-Böse Schema, desto unvermeidlicher geraten die Juden ins Visier der „Erwachten“. „Den Gnostiker stört am Judentum, dass es ein gänzlich anderes Weltverhältnis hat“, schreibt Micha Brumlik in einer vergleichenden Untersuchung.[x] Als die Juden die freundliche Aufforderung von Paulus, Luther und Stalin, doch Christen, Protestanten oder Kommunisten zu werden, ablehnten (Überläufer gab es jeweils viele), schlug die Freundlichkeit schnell in Hass um. Luther nahm ihnen übel, dass sie Juden bleiben wollten. Die Juden haben über die Jahrtausende bewiesen, dass sie bei der ihnen von den eschatologischen Erlösungsbewegungen zugedachten Unterwerfung einfach nicht mitmachen. Sie sind verstockt (Paulus), man kann ihnen nicht trauen (Stalin), sie lassen sich nicht dekonstruieren (Butler). Also muss man sie beseitigen.
Erlösungsutopien (Millenarismus, Messianismus) sind Glaubensbewegungen, die überzeugt sind, dass diese kaputte, unvollkommene und vom Bösen beherrschte Welt in eine vollkommene Welt der Gerechtigkeit, des Friedens, der Eintracht und der gegenseitigen Liebe verwandelt werden soll. Die Mächte des Bösen – Korruption, Unterdrückung und Herrschaft – beherrschen die Welt und müssen zerstört und durch eine wahrhaft gerechte Welt ersetzt werden. Bei der woken Erlösungsbewegung ist der Feind der weiße Mann. Er hat über Jahrhunderte ein System des systematischen Rassismus und der Ausbeutung der Kolonialvölker aufgebaut und genießt immer noch die Früchte dieser bösen Tat. Nur wenn die Kultur des Westens beseitigt und durch eine bunte Diversity-Kultur ersetzt wird, die der LGBT-Moral folgt, wird die Welt friedlich, achtsam und egalitär sein. Durch die Klimaapokalyptik erhält die woke Erlösungslehre eine endzeitliche Dringlichkeit. Der „neue Himmel und die neue Erde“ der Woken ist die klimaneutrale, regenbogenbunte One-World Gesellschaft achtsamer, flexibler Menschen ohne feststehende Tradition, ohne Nation, Religion und Geschlechtsidentität.
Die Linke ist heute der ideologische Träger der woken Identitätspolitik. Nach dem Fall der Mauer musste sie mit der Enttäuschung fertig werden, welch unrühmliches Ende das kommunistische Experiment genommen hatte. Sie passte die alte Erlösungsrhetorik leicht an und befreit jetzt nicht mehr die Arbeiterklasse, die sich als unwürdig erwiesen hat und die sie seither verachtet, sondern queere, nonbinäre oder sonstwie scheinbar diskriminierte Randgruppen. In den muslimischen Einwanderern und im globalen Süden hat sie neue Opfer gefunden, die sie befreien kann. Dass die Palästinenser arme Unterdrückte sind, kannten sie schon vom sowjetischen Antizionismus, da mussten sie nicht umlernen. Auch das Feindbild verschob sich: Von den einstigen Charaktermasken des kapitalistischen Systems in den Chefetagen, die noch das bevorzugte Ziel der RAF waren, zum einfachen Normalbürger, dem berüchtigten alten weißen Mann auf der Straße. Er denkt rassistisch, belästigt Frauen, genießt unverdient hohe Löhne, ißt zuviel Fleisch, hat einen zu großen CO2 Abdruck.
Die Pose des moralisch empörten Anklägers einer rassistischen Spießergesellschaft ist natürlich nur für die kleine intellektuelle Minderheit der „Erwachten“ attraktiv. Es ist immer derselbe Typus des seine moralische Überlegenheit demonstrierenden Narzissten, der sich als Weltretter imaginiert und seine eigenen Anteile an Gewalt und Menschenverachtung auf die Gesellschaft projiziert. Fein ziselierte Opferhierarchien (Intersektionalität) spiegeln die inneren Kämpfe der „Auserwählten“ wider, wer sich am eifrigsten für die Entrechteten und Beladenen engagiert. Wer dagegen die Verhältnisse gut findet, oder gar meint, dass etwa Flüchtlinge in Deutschland eher überversorgt als diskriminiert sind, wird eingeschüchtert. Der inflationär gebrauchte Nazivorwurf hat sich am besten bewährt. Die woke Linke stellt die weiße heteronormative Mehrheitsgesellschaft unter Generalverdacht, der man nicht oft genug sagen kann, dass sie am Elend des globalen Südens schuld ist, am Klimawandel und am Aussterben der Eisbären, und dass sie völlig zu Unrecht ihre „weißen“ Privilegien genießt. Im Grunde hat der mit seiner Erbsünde belastete Weiße sich von jeder Position zurückzuziehen, wenn etwa Transfrauen oder Asylbewerber sie auch beanspruchen.
Für die große Mehrheit der westlichen Bevölkerung ist diese Verächtlichmachung der eigenen Kultur und ihrer Menschen natürlich völlig unattraktiv. Die an Foucault und anderen postmodernen Philosophen geschulte woke Bewegung wäre eine unbedeutende Episode geblieben, die verschwunden wäre wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand, wären nicht die Milliardärs-Stiftungen und die Digitalkapitalisten des Silicon Valley auf die Nützlichkeit dieser Erlösungsbewegung aufmerksam geworden. Die aus der Hippiekultur kommenden Digitalkonzerne und die linken Dritte-Welt Aktivisten teilen dieselben Ziele: Eine globale, grenzenlose, fluide, bunte Tech-Gesellschaft, die die alten Konzepte der Nation, der Tradition und Familie ablöst und den neuen Menschen erschafft.
Erst seit die Milliardäre in ihren Unternehmen die Diversity Departments einrichteten und linke NGOs mit Unsummen an Dollars füttern, hebt die woke Bewegung richtig ab. In ihr haben die Superreichen jene Priesterschaft gefunden, die die alte westliche Kultur delegitimiert und eine ungeheure Energie zur Transformation der Gesellschaft entfaltet. Die Forderung nach permanenter Veränderung, die jeder normale Angestellte aus nachvollziehbaren Gründen fürchtet, wird von der woken Priesterschaft in eine heilsgeschichtliche Perspektive gerückt. Genau das, was die Milliardäre selbst nicht erzeugen können. Als die Monarchien im Zuge des Ersten Weltkriegs untergingen, verbündeten sich die Reichen mit dem Faschismus, weil sie dessen messianische Energie zur Umgestaltung der Gesellschaft in einen neuen, korporationistischen Staat nutzen und sich den kommunistischen Utopismus von Leib halten konnten. Im Grunde tun die Superreichen heute dasselbe, nur verbünden sie sich mit den woken Linken. Angesichts der ständigen Finanzkrisen und des Niedergangs des amerikanischen Imperiums gehen sie den Weg in einen autoritären Neokorporatismus, wo die Digitalkonzerne bei Verwaltung, Infrastruktur und Zensur schon eng mit den Staatsapparaten verbunden sind. An den Schreibtischen der Rockefeller-, Ford- und Gates-Foundations, in den Laboren von Google und Facebook und im Great Reset des WEF entstehen die Programme der grünen Transformation, der diversen Gesellschaft, der Genderfluidität – die Open Society. Im Geldfluss der Milliardäre machen viele fleißige woke Aktivisten in den NGOs, Universitäten und Behörden Karriere.
Wie jede Erlösungsbewegung lebt auch die Open Society von einer Mischung aus Verheißung und Angst. Greta, die Gründerfigur von Fridays for Future, verkörpert die beeindruckende Mobilisierungskraft einer apokalyptischen Prophetin[xi]. Hofiert von den Superreichen des WEF in Davos tingelt sie durch unzählige TV-Stationen und droht mit heiligem Ernst „You should panic“[xii]. Zur Verheißung gehört das Ideal der diversen Gesellschaft. Dazu muss der Nationalstaat abgeschafft werden und die nationale Souveränität an internationale Organisationen wie WHO, IWF oder den EU-Menschenrechtsgerichtshof abgegeben werden, die von den Milliardärseliten aufgekauft sind. Deshalb ist für den WEF und woke Aktivisten die Masseneinwanderung vor allem aus muslimischen Ländern so wichtig. Millionen neue Opfer des Rassismus kommen da jährlich hinzu und finden im großen Netzwerk woker NGOs eine Stimme.
Die Parteinahme für Palästinenser und Muslime ging schon bei den grünen, antisemitischen Ikonen Kunzelmann und Ströbele in offene Feindschaft gegen Israel über. Wo sich die Woken heute ganz in den Dienst der Opfervertretung der postkolonialen Völker stellen, tritt der Anti-Zionismus am deutlichsten hervor, wobei die obsessive Beschäftigung mit den Palästinensern auffällt. Denn die weißesten Weißen sind die Juden. An den Verhältnissen in Israel kann das nicht liegen, denn in Israel leben über eine Million muslimische Araber, in Gaza dagegen würde ein Jude keinen Tag überleben. Nur in Israel können Muslime ihre Religion frei ausüben, in Iran oder Saudi-Arabien werden sie von den Dschihadisten drangsaliert. In Tel Aviv lebt eine bunte muslimische Homosexuellenszene, die nichts mehr fürchtet, als dass die Hamas die Macht übernimmt. Von den Fakten her müsste die woke Linke also auf israelischer Seite stehen. Aber wir haben es ja mit einer Erlösungsbewegung zu tun und diese beanspruchen nun mal das Monopol auf Erlösung. Die Woken sprechen für alle Opfer und für den Palästina-Konflikt haben sie die Zwei-Staaten-Lösung vorgesehen. Die Juden spielen da aber nicht mit und misstrauen der Losung „Land gegen Frieden“ – mit Recht wie das Hamas Massaker gezeigt hat. Durch den Holocaust haben die Juden in der Opferhierarchie einen herausragenden Status. Genau den machen ihnen die Woken streitig. Die moralische Überlegenheit beanspruchen sie für sich. Deshalb stören die Juden, und der Hass gegen die verstockten Juden wächst. Ein ganzes Heer an postkolonialen Wissenschaftlern, Feministinnen und NGOs arbeitet an der Täter-Opfer Umkehr. Israel sei durch seine Besatzungspolitik an die Stelle der Nazis getreten, während die Palästinenser die Juden der Holocaust-Ära ersetzt habe. Israel trägt alle Schuld, verübt in Gaza einen Völkermord, während Queertheoretikerin Butler erst einmal „Beweise“ dafür sehen will, dass am 7. Oktober überhaupt Frauen zu Schaden gekommen seien. An Israel legen sie höchste moralische Maßstäbe an, während sie den islamistischen Terror verharmlosen. Die klassische antisemitische Doppelmoral.
Im Zionismus sieht die Open Society einen ideologischen Feind. Der Zionismus ist eine nationale Befreiungs- und Siedlungsbewegung, eine Rückwendung zur Heimat, die den jüdischen Nationalstaat bewahren will und sich nicht, wie die deutsche Grüne Jugend, in eine globale Regenbogengesellschaft auflösen möchte. Der Zionismus ist ein Anti-Messianismus, seine treibende Kraft der Schutz vor Verfolgung, der Wunsch, erstmals seit 2000 Jahren ein selbstbestimmtes, normales Leben zu führen. Von anti-zionistischen Milliardären finanzierte NGOs stehen daher an vorderster Front in der Delegitimierung Israels. Das European Council on Foreign Relations nennt Israel einen „Apartheitsstaat”[xiii]. Die Direktorin des von George Soros finanzierten New Israel Fund (NIF), die über 300 NGOs finanziell unterstützt, vertritt den Standpunkt, dass das Verschwinden des jüdischen Staates nicht die von den Israelis gefürchtete Tragödie sei, da es dann eben diverser und demokratischer werde.[xiv]
Israel hat im Antizionismus der Woken und im unverblümten Judenhass der Dschihadisten zwei tödliche Feinde, die offen und eng zusammenarbeiten. Es gibt Anzeichen dafür, dass den Milliardärseliten, die die woken Aktivisten ja finanzieren und in der Kulturelite durchsetzen, diese explosive Mischung durch das Massaker vom 7. Oktober klar geworden ist. Beim messianischen Faschismus haben sich die Bürgerlichen verkalkuliert, das sollte ihnen bei ihren jetzigen Verbündeten nicht nochmal passieren. Für die Völker Europas und die Deutschen war der 7. Oktober der Tag der Wahrheit, denn er hat gezeigt, welches Schicksal die woken Weltverbesserer jenen zudenken, die sich – wie die Israelis – nicht der bunten Regenbogengesellschafft unterwerfen. Sie arbeiten an der Auslöschung der Nationalstaaten und deren angestammter Kultur. Aus der Geschichte wissen wir: Gnostische Erlösungsbewegungen holen zuerst die Juden, aber dann sind die anderen dran.
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Über den Autor: NORBERT MÜLLER, geb. 1965 in Frankfurt/Main; arbeitete lange als Kapitalmarktanalyst an der Börse und als Fondsmanager in New York. Er wechselte dann zu einer Institution zur Zahlungsabwicklung und leitet nun die Research einer Privatbank
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[ii] UN Women brauchte 55 Tage bis sie das massive sexuelle Gewalt der Hamas gegen Frauen verurteilte. In den Departments der Gender Studies wird Israel, dem Opfer, die Schuld gegeben und der Vergewaltiger, die Hamas, verteidigt.
[iv] BDS ist eine klassisch antisemitische Organisation, die Wokeness und Dschihad auch bei den Finanziers vereint. Während sie nichts dabei findet, dass im judenfreien Gaza-Streifen kein Jude auch nur einen Tag überleben würde und in Ländern wie Libyen, Algerien oder Tunesien Juden vollständig vertrieben wurden, ereifern sie sich bei jeder Aktion der Siedler.
[vii] Der prominenteste Rechte, Donald Trump, ist ein Zionist und großer Freund der Juden. Den Wandel illustriert auch, dass der Nazi-Jäger Serge Klarsfeld heute für Le Pen stimen würde.
[viii] Alle eschatologischen Verheißungen und Prophezeiungen haben sich bis heute als falsch erwiesen und sind gescheitert. Das jakobinische Reich der bürgerlichen Tugend schlug schnell in den Terror der Guillotine um. Das kommunistische Versprechen der Gleichheit gebar eine menschverachtende Nomenklatura. Die erhabene Menschlichkeitsprosa der Utopisten realisierte sich zumeist in Arbeits- und Umerziehungslagern.
[ix] Es gibt auch eine historische Kontinuität. Der Mufti von Jerusalem verstand sich mit Hitler hervorragend. Der Vordenker der Muslimbrüder, Sayyid Qutb, lieferte mit seinem Aufsatz 'Unser Kampf mit den Juden' das ideologische Bindeglied zwischen europäischem und islamischem Antisemitismus. Der NS-Exilant Walther Rauff, der die Ermordung von Hunderttausenden Menschen in fahrbaren Gaskammern organisiert hatte, entkam nach Syrien und baute die Geheimpolizei auf.
[x] Micha Brumlik, Gnostizismus, S. 220
[xi] Es wundert nicht, dass diese gnostische Apokalyptikerin auch eine glühende Antisemitin ist.
[xii] Ihre Angstmache nützt dem neuen „nachhaltigen“ Geschäftsmodell. Das WEF ist selbst ein Meister der Eschatologie. Einerseits ist der Kapitalismus, den es repräsentiert, die beste Ordnung, die es je gab, aber andererseits wird die Welt sehr bald untergehen, wenn genau dieser Kapitalismus nicht umgehend transformiert wird.