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Johannes Scharf: WENN SICH DIE KATZE IN DEN SCHWANZ BEISST — eine Replik auf Gottfried und Lütjohann

In unserer aktuellen Sommer-Ausgabe zitiert Johannes Scharf Forschungsergebnisse der Evolutionsbiologin Gesine Fuchs, die eine weibliche Neigung zu Anpassung und Überläufertum nahelegen. Dem widersprach vor einigen Wochen der paläokonservative Publizist Prof. Dr. Paul Gottfried: In Wahrheit seien Frauen deutlich öfter an der vordersten Front radikaler Bewegungen zu finden. Nun führt Johannes Scharf in seiner Antwort aus, was bereits in Dörthe Lütjohanns Kommentar zur Streitfrage anklang: Dass die Neigung zur Anpassung und der Hang zur Radikalisierung einander keineswegs ausschließen, sondern sich auch und gerade bei Frauen nicht selten gegenseitig befeuern.



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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein weltberühmter Autor wie Paul Gottfried sich die Zeit nimmt, auf einen Aufsatz zu reagieren, den man selbst verfasst hat. Als ich auf dem Tumult-Blog über seine „Reaktion auf Johannes Scharf“ stolperte, in der sich Gottfried kritisch mit den in meinem Aufsatz „Der schmale Grat“ vorgetragenen Thesen über die meiner Ansicht nach evolutionsgeschichtlichen Ursachen des weiblichen Konformismus befasst, war ich daher hoch erfreut. Nicht zuletzt deshalb, weil ich beim Lesen seiner „Reaktion“ das Gefühl hatte, Paul Gottfried bestätige mit seinen Hinweisen auf die Radikalisierung der Frauen in Übersee unfreiwillig meine Thesen.


Ich brannte darauf, zeitnah eine Erwiderung auf die Erwiderung zu Papier zu bringen, in der ich en détail aufzuzeigen gedachte, dass sich unsere Ansichten nicht widersprächen, sondern ergänzten. Allerdings stand zunächst ein Wanderurlaub in Apulien auf dem Programm, wo ich in den größeren Städten Bari und Lecce die Auswirkungen dieser Radikalisierung in Form von weiblichen Schlepper-Kapitänen à la Carola Rackete aus unmittelbarer Nähe bestaunen konnte. So begegnete mir im Bahnhofsviertel von Lecce am Tag meiner Ankunft nicht ein einziger Italiener, dafür aber eine halbe Kompanie Senegalesen.


Zurück in Deutschland machte ich mich sofort daran, die geplante Entgegnung auf die Ausführungen Gottfrieds zu verfassen, musste aber beim Googeln des Aufsatzes feststellen, dass dieser Job während meiner Abwesenheit bereits in vorzüglicher Weise von Dörthe Lütjohann erledigt worden war! Ihre Replik „Über weibliche Opportunität und Radikalität“ beginnt sie mit folgender Feststellung:


„Man könnte sowohl Scharf mit seiner These des weiblichen Opportunismus als auch Gottfried mit seiner Erwiderung hinsichtlich der erheblichen Radikalisierungpotentiale bei Frauen recht geben. Diese beiden Thesen widersprechen sich nicht wirklich, wenn man sie in einen größeren Zusammenhang setzt.“

Und genau das unternimmt sie in ihrer Antwort auf Gottfried und mich. Sie stellt deutlich heraus, dass Frauen sich in der Regel besonders dort radikalisieren lassen, wo es schon eine politische Agenda gebe. Dort, wo sie im Grunde genommen offene Türen einrennen würden. Laut Lütjohann hätten Frauen ein besonderes Gespür für das politisch Opportune und den „Kairos“. Die Erwähnung des von den Griechen als Gottheit personifizierten guten Zeitpunktes lässt das Archäologenherz höher schlagen, auch wenn ich Klassische Archäologie nur im Nebenfach studiert habe. Dörthe Lütjohann untermauert ihre These anhand zahlreicher Einzelbeispiele. Eine Wiedergabe dieser Exempla müsste zu einer reinen Nacherzählung ihrer Replik geraten, die in jedem Falle lesenswert ist.


Und so bleibt mir, nach der Captatio benevolentiae gleich zum Schluss zu kommen. Aber eine Ergänzung hätte ich denn doch noch zu machen. Dörthe Lütjohann hat die Frauen in einer Umkehrung des bekannten Goethe-Wortes als Teil von jener Kraft charakterisiert, die stets das Gute wolle und stets das Böse schaffe. Man könnte in diesem Zusammenhang auch das englische Sprichwort „The road to hell is paved with good intentions“ bemühen. Paul Gottfried weist in seiner Reaktion indes auch darauf hin, dass es in den USA nicht nur die vermeintlich „progressiven“ Femen-Weiber mit Hochschulabschluss, sondern auch die kinderreichen Frauen vom Land gebe, die eine konservative Einstellung hätten. „Beide Gruppen“, schreibt er, zeigten „gefühlsbetonte, von ihrer Weiblichkeit geprägte Verhaltensweisen“, begäben sich jedoch „auf umgekehrte Lebenswege“.


Auch in diesem Hinweis, möchte ich behaupten, verbirgt sich in Wahrheit ein weiteres Indiz für die Richtigkeit meiner Thesen. Die christlich-konservative Landfrau lebt in einem christlich-konservativen Umfeld. Es wäre im Bible Belt oder dem Mittleren Westen für eine Frau mitnichten opportun, sich als Feministin zu gerieren und für Abtreibungen, am besten bis einen Tag nach der Geburt, einzutreten. Die gesellschaftliche Isolation wäre einer solchen Frau sicher. Stattdessen muss sie sich in einem solchen Umfeld notwendigerweise für die Pro-Life-Bewegung engagieren, sofern sie in exponierter Stellung politisch tätig sein möchte. Genau diese Dynamik aufzuzeigen, war Sinn und Zweck meiner Abhandlung „Der schmale Grat“.



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Der Autor ist Student und schreibt seit 2019 für TUMULT.



 

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