Für die Dresdner Schriftstellerin Eva Rex hielt der Ausflug nach Salzburg nicht das, was sie sich von ihm versprochen hatte. Die Frucht ihrer ästhetischen Enttäuschung ist der im Folgenden präsentierte Text wider eine Entgrenzungsideologie, die als erbarmunsloser Schnitzelhacker alles zerkleinert, was in die Nähe ihres gefräßigen Saugtrichters kommt - Werte, Gewissheiten, Vertrautheiten, gewachsene Strukturen, das Empfinden für Schönheit und Ebenmaß. Um es dann als hässliches, zusammenhangloses Konfetti auf die Welt zu streuen, damit sie "bunter" werde.
*
Oh wie schön ist - nein, nicht Panama. Salzburg, dachte ich, als ich mein Ränzel schnürte und gen Süden fuhr, um Freunde zu besuchen. Die Stadt Mozarts. Barocke Perle in idyllischer Umgebung. Traditionsbewusstsein. Österreichische Beschaulichkeit.
Salzburg muss wunderschön sein.
Es war nicht das erste Mal, dass mich mein Weg in die Festspielstadt führte. Schon mehrmals hatte ich Gelegenheit, einen Blick hineinzutun. Allerdings immer nur durchs Autofenster, immer nur auf der Durchreise. Viel Zeit hatte ich nie.
Diesmal sollte es anders werden. Diesmal wollte ich die Stadt von innen erleben. Eintauchen und genießen. Eine andere Sicht einnehmen als die Froschperspektive aus dem Fahrzeug. Denn die letzten Male, als ich hastig hindurchrauschte, war mir aufgefallen, dass die vorüberziehenden Bilder, die ich zu sehen bekam, alles andere als schön waren.
Das sind nur die Vorstädte, die so trist sind wie alle Vorstädte dieser Welt, hatte ich gedacht. Das ist nicht das wahre Salzburg.
Leider verhielt es sich diesmal nicht anders. Was sich vor meinen Augen auftat, war enttäuschend: Hässliche Betonbauten aus den 60er, 70er und 80er Jahren, undurchdringliches Straßengewirr, Fastfood- und Handelsketten, Tankstellen, Schallschutzwände, Zubringerstraßen. Verloren dazwischen lieblos ausschauende, nicht selten heruntergekomme Wohnhäuser. Ein ungeordnetes Neben- und Durcheinander von Wohnen und Gewerbe. Ein gesichtloses, verschachteltes Einerlei, eine Art Vorstadtslum. Als hätte jemand den gesamten Zivilisationsmüll der Moderne zusammengeschoben und akkurat an der Peripherie verteilt. Das beklemmende Gefühl von Ortlosigkeit kam auf. Es hätte auch Recklinghausen oder Giessen sein können. Eingerahmt von grandioser Bergkulisse, was dem Ganzen etwas Unwirkliches verlieh.
Das ist nicht das wahre Salzburg, dachte ich wieder. Das sind nur die Randbezirke.
Doch was ist das wahre Salzburg? Die Altstadt? Mit ihrer malerischen, fein ziselierten Prachtkulisse? Mit ihren kunsthistorischen Schätzen, großzügig angelegten Plätzen, barocken Lustgärten und bedeutenden Kirchen?
Tatsächlich ist die Salzburger Altstadt ein Juwel, das nicht umsonst Millionen von Besuchern aus aller Welt anzieht, vor allem aus Asien. Im Pulk schieben sie sich durch die romantischen Gassen. Allerdings nur tagsüber. Denn am Abend ist alles ausgestorben, es herrscht gespenstische Leere. Kein Licht brennt in den Fenstern der herausgeputzten Häuser, die nicht bewohnt sind, da sie hauptsächlich als Ladenlokale, Galerien und Büros genutzt werden. Die Bewohnerzahlen im Zentrum seien in den letzten fünfzig Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, erklärt mir der Betreiber einer Tabaktrafiks, der sein Geschäft von seinem Vater übernommen hat. Kaum einer von den Alten bliebe da, sagt er, und die Jungen könnten nicht herziehen, da es zu teuer für sie sei. Ich schaue von der Höhe des Mönchsbergs auf die Häuser in pastelligen Farben, die wie appettitliche Petit fours in einer Reihe stehen, und mir wird schal zumute. Das also ist Salzburg. Ein Freiluftmuseum. Innen hui, außen pfui.
Wie konnte es nur dazu kommen? Ich beginne zu recherchieren und stelle fest: Seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten wird in Österreich darüber gestritten, wie die baulichen Entgleisungen der Vergangenheit rückgängig gemacht und neue aufgehalten werden können. Zahlreiche Bürgerinitiativen gegen "Flächenfraß" sind entstanden. Eine lautstarke Debatte um die Devastierung von Stadt und Land ist im Gange. Man sorgt sich um die Verschandelung seines Lebensumfelds, das in Österreich europaweit ein Höchstmaß erreicht hat. Speziell in Salzburg machte bereits in den 1980er Jahren eine Initiative um den Versicherungsangestellten Johannes Voggenhuber von sich reden, die schon damals die rüde demolierte Stadt problematisierte. Er wurde zum Stadtrat gewählt und entwickelte "Das Salzburg-Projekt", ein hochambitioniertes Vorhaben mit dem Anspruch, nicht nur Architektur und Städtebau im Allgemeinen, sondern die Qualität der Ausgestaltung zum Gegenstand der Politik zu machen.
Aber was hat das alles gebracht? Nichts. Es ist offensichtlich noch schlimmer geworden.
Der Kommerz hat immer mehr Einzug gehalten. Was sich am Beispiel Salzburg besonders alarmierend auswirkt. Die Stadt an der Salzach, meldeten die Salzburger Nachrichten im Jahr 2015, habe österreichweit die zweithöchste Dichte an Einkaufsflächen. Nicht nur im Zentralraum, auch in der gesamten Region wurde kräftig aufgerüstet. Das Kaufkraftvolumen sei in den vergangenen zehn Jahren auf 2,9 Milliarden Euro angestiegen. Interessanterweise seien die Einkaufsflächen an Standorten expandiert, an denen die Bevölkerung abnehme. Zell am See habe 53 Prozent mehr Verkaufsfläche als noch vor zehn Jahren. Österreich sei "Europameister" in Sachen Bodenversiegelung, was sich zunehmend als schwerwiegendes gesellschaftliches Problem erweise. Denn die Gesamtbevölkerung der Alpenrepublik sei im Zeitraum von 2001 bis 2017 um lediglich zehn Prozentpunkte gewachsen, die versiegelte Fläche dagegen habe um ganze 25 Prozentpunkte zugenommen. Es werde also nicht 2deshalb mehr Platz genutzt, weil es mehr Menschen gäbe, sondern weil diese sich überproportional in die Fläche ausbreiteten. Ein Teil dieses Wachstums sei darauf zurückzuführen, dass der Wohlstand in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten derart zugenommen habe, dass immer mehr Leute es sich leisten könnten, eigene Häuser zu bauen.
Aber auch mehr zu konsumieren.
All das bestätigt, was mein guter Freund Luk aus Flandern, West-Flüchtling und Wohlstands-Aussteiger, mir erzählt hat. Seine Heimat hat er vor fünfzehn Jahren verlassen, als er im Hirschberger Tal in Polen ein verfallenes Anwesen fand, das er seitdem in kleinen Schritten renoviert. Er habe inmitten der unverwechselbaren Hügelketten Niederschlesiens seine Seelenheimat gefunden. Nur hier, sagte er, im strukturschwachen Teil des Landes, sei die Landschaft noch unberührt und unzerstört. Anders als in Belgien, das durch Zersiedelung vollkommen entstellt worden sei und man die Städte, allen voran Brüssel, wegen fortschreitender Urbanisierung (Offenheit!) nicht wiedererkenne. Hier, im Grenzgebiet und ländlichen Teil der Westsudeten, sei kein Geld vorhanden, um großangelegte Bauvorhaben durchzusetzen und die Optimierbarkeit des Landes voranzutreiben. Und das sei ein Segen. Denn nur jene Regionen, die arm seien, könnten nicht verändert und damit dem Nutzenkalkül unterworfen werden.
In Österreich indes hat der Anstieg des Lebensstandards dazu geführt, dass in den letzten 10 Jahren täglich 20 Hektar Boden verbraucht werden. Das ist die Fläche von 30 Fußballfeldern. Eine Fläche, die der vertrauten Landschaft geraubt wird. Tag für Tag. Pro Kopf stehen in Österreich den weniger werdenden Menschen 1,8 m² Einkaufsfläche zur Verfügung. In vergleichbaren europäischen Ländern sind es nur 1 m². Außerdem hat Österreich eines der dichtesten Straßennetze Europas. 15 Meter pro Kopf. Deutschland dagegen kommt auf 7,9 Meter.
Kein Reiseführer ist so ehrlich, das Auseinanderklaffen von beschworenem Ideal (Österreichs Schätze: Berge, Seen, weites Land!) und Lebenswirklichkeit ungeschönt zu schildern. Dazu braucht es beherzte Einzelpersonen, die sich nicht scheuen, dem Verlust von Eigenart und Heimat die Stirn zu bieten und für die Bewahrung lokaler Räume die Werbetrommel zu rühren. Solche wie den ORF-Journalisten Tarek Leitner, der sich durch Bücher wie "Mut zur Schönheit - Streitschrift gegen die Verschandelung Österreichs" (2012) und "Wo leben wir denn?" (2015) einen Namen als strenger Kritiker von Architektursünden gemacht hat. Die Frage, die er stellt, lautet: Ist Hässlichkeit objektivierbar, ist sie messbar?
Diese Frage bejaht er.
Man kann sich an drei Fingern ausrechnen, dass solche Versuche als postromantischer Subjektivismus und gefährliche Anmaßung diffamiert und in den Bereich der Phantastik verwiesen werden. Dass die Kategorie Schönheit in Architektur und Landschaftsplanung beharrlich ignoriert bzw. verunglimpft wird, daran haben wir uns längst gewöhnt. Allerdings hat die Gleichsetzung von Schönheit mit Reaktionär-Sein in letzter Zeit eine Verschärfung erlebt, seit der allgegenwärtige Kampf gegen rechts multidimensional ausgetragen wird und porentiefe Reinheit anstrebt. Siehe die giftig geführte Debatte um die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt und der dabei erhobene Vorwurf, rechtsnationale bzw. "völkische" Ideologien hätten diesem Ansinnen Vorschub geleistet. Siehe die giftig geführte Diskussion um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Siehe die giftige Diskussion um die Wiedererrichtung der Dresdner Frauenkirche und des historischen Neumarkts. Siehe ...
Schönheit, das wird niemand bestreiten, ist ein Lebenselixier des Menschen. Doch politische Tugendwächter werden nicht müde, sie permanent unter Nazi-Verdacht zu stellen. Vor allem, wenn es um die Ausgestaltung des öffentlichen Raums geht. Schönheit ist rechts. Also des Teufels. Es sei denn, sie nützt kommerziellen Zwecken und lässt die Kassen klingeln. Das erklärt, warum den historischen Zentren der europäischen Städte, welche Touristen in Scharen anziehen, eine größere Sorgfalt zuteil wird, als den Vorstädten, in denen die Bewohner sich auf engem Raum drängen. Am Ende überleben Tradition und Dirndl nur noch als Marketing-Gag. Wenn überhaupt.
Dies ist nicht der Ort, um - wieder einmal - ein Klagelied über die Moderne als Häckselmaschine anzustimmen. Und doch muss wieder und wieder darauf hingewiesen werden, welchen Schaden eine unbedarft propagierte Entgrenzungsideologie anrichtet, denn sie ist ein erbarmunsloser Schnitzelhacker, der alles zerkleinert, was in die Nähe ihres gefräßigen Saugtrichters kommt - Werte, Gewissheiten, Vertrautheiten, gewachsene Strukturen, das Empfinden für Schönheit und Ebenmaß. Um es dann als hässliches, zusammenhangloses Konfetti auf die Welt zu streuen, damit sie "bunter" werde. Dies ist nicht der Ort, um über Vereinheitlichung durch verordnete "Diversität" zu klagen. Über globale Entgrenzung und lokale Substanzverschleuderung. Andere Autoren haben das viel besser, viel eindringlicher getan.
Der kürzlich verstorbene Roger Scruton etwa, der sich beharrlich dafür einsetzte, ästhetischen Gesichtspunkten in Architektur und Städtebau zu ihrem Recht zu verhelfen. Der allgegenwärtigen Beliebigkeit und Austauschbarkeit städtischer Ballungsräume stellte er die "Philosophie der Zugehörigkeit gegenüber, und den "Oikos" - die Sesshaftigkeit. Bis zum Schluss warb er für guten Geschmack, die Liebe zur Schönheit und den Sinn für Anstand, was ihm zwar sehr viel Zuspruch, doch auch die erwartbare Häme einbrachte.
Der Architekt und Kunsthistoriker Norbert Borrman hat darüber geschrieben. Unter anderem in seinem Buch "Die große Gleichschaltung - vom Verschwinden der Vielfalt", worin er über das allerorten zu verzeichnende Kulturensterben reflektiert und Heimatverlust und Entteritorialisierung als zielgeleitetes städtebauliches Projekt der Nachkriegsgesellschaft beschreibt.
Angesichts der zahllosen (und im großen Maßstab gesehen erfolglosen) Bemühungen, die "Weltverhässlichung" einzudämmen, ist die Frage berechtigt: Gibt es ein Zurück vom scheinbar vorgezeichneten Weg? Einem Weg, der offensichtlich zum Ziel hat, die ganze Welt zu einer uniformen Großsiedlung umzugestalten? Kann man darauf hoffen, dass der Sinn für Schönheit wiedererwacht und als Wert anerkannt wird? Zweifel sind angebracht.
Schönheit erkennen zu können setzt bekanntlich Differenzierungsvermögen voraus. Doch genau dieses Vermögen wird der heranwachsenden Generation aberzogen. Abstumpfung setzt sich an seine Stelle. Abstumpfung wiederum ist Voraussetzung für das Bereitsein zur Verfügbarmachung. Abgestumpftes Denken erleben wir auch in der politischen Debatte. Was geschieht, wenn Demokratie und "Teilhabe" nur noch bedeutet, dass wir die Wahl haben zwischen blauen und goldenen Mozartkugeln?
Angesichts dieser traurigen Entwicklung kommt mir ein anderer Streiter wider die Zumutungen unserer Zeit in den Sinn: der gebürtige Wiener Friedensreich Hundertwasser. Mit Kringeln und Spiralen, Humustoilette und goldenen Zwiebeltürmchen auf Heizkraftwerken leistete er Zeit seines Lebens Widerstand gegen die "gottlose gerade Linie", die er für die "Verhässlichung der Welt", insbesondere seiner Heimat Österreich verantwortlich machte. Er begrünte Tankstellen, bepflanzte Dächer und Fassaden mit "Baummietern" und erschuf die „unsichtbare und unhörbare Autobahn“. Nach eigener Diktion trat er für eine "natur- und menschengerechtere Architektur" ein und nannte sich "Architekturdoktor". Hundertwasser, der vor zwanzig Jahren gestorben ist, war nicht nur Öko-Aktivist, sondern auch vehementer EU-Gegner. Er fürchtete die "Vernichtung der regionalen Eigenständigkeiten" und sah die EU als "Handelsvertretung des Großunternehmertums, der Großbanken, der Giftkonzerne und Monokultur-Monopolisten“ sowie der "Atom- und Gen-Lobby". Als Gegenwehr zur alles zermalmenden Vereinheitlichung verpasste er seinen Häusern Knollensäulen und bunte Keramikscherben und bekannte sich - was nur wenige wissen - zur konstitutionellen Monarchie:
"Österreich braucht ein übergeordnetes Zentrum, bestehend aus immerwährenden höheren Werten – die man gar nicht mehr auszusprechen wagt –, wie Schönheit, Kultur, inneren und äußeren Frieden, Glaube, Reichtum des Herzens."
Zurück in Deutschland, fällt mir das aktuelle Heft aus der Reihe Geo Saison in die Hand (März 2020). Ein monatliches Reisemagazin für Globetrotter und Menschen, die "unterwegs in der Welt" sind. Auf Seite 10 finde ich unter der Rubrik Roadmap eine Seite mit dem Titel "Die Welt ist eine Karte - Wie lässt sich Globalisierung messen?" Auf einer Weltkarte wird die unterschiedliche Verteilung von "Weltoffenheit" angezeigt. Ist ein Land "weltgewandt" oder "abgewandt"? fragen die Autoren. Es handelt sich um das Ergebnis von Datenerhebungen, die das Züricher Wirtschaftsforschungsinstitut KOF in "einem komplizierten Rechenmodell" unter Berücksichtigung "politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Entwicklungen" in Zahlen und Grafik umgesetzt hat. Die "Internationalität eines Landes", so heißt es, soll "berechenbar und damit greifbarer" werden. Als Faktoren gelten Handelsbeziehungen und Auslandsinvestitionen, die Zahl von Migranten (!), Touristen und Gaststudenten, aber auch die Summe aller Ikea-Filialen (!) oder ausländischen Botschaften. Der Grad der Rosafärbung ist ein Index für hohe "Weltoffenheit". Je leuchtender das Rosa, desto globalisierter das Land.
Im Ranking von 2018 steht an unterster Stelle als blasser Fleck - wohl nicht überraschend - Eritrea. An oberster Stelle rangiert - ebenso wenig überraschend (ich muss an meinen Freund Luk denken) - Belgien. Betont wird, dass sich keine der drei größten Volkswirtschaften der Welt - USA, China und Japan - unter den Top 20 befindet.
Der erste Platz geht also an Belgien. Gefolgt von den Niederlanden, der Schweiz, Schweden und - wer hätte das gedacht? - Österreich. Deutschland, so teilen uns die Autoren bedauernd mit, folgt erst auf Platz neun. Man stelle sich vor: Nur Platz 9 und nicht Platz 1! Und das, wo man sich doch jede erdenkliche Mühe gegeben hat, in allen Dingen Weltmeister zu sein - auch in "Weltgewandtheit". Eine bittere Enttäuschung! Da helfe nur eins, so weiter im Text: Wir in Deutschland, bräuchten, "wohl dringend noch ein paar Ikea-Läden. Oder noch besser: mehr Touristen".
Nun, was will man davon halten? Soll man die Österreicher zu ihrem Erfolg, auf dem Globalisierungs-Ranking ganz oben angekommen zu sein, beglückwünschen? Soll man ihnen dazu gratulieren, dass es in Salzburg, Linz und Insbruck genauso aussieht wie in Charleroi oder Rotterdam? Oder wollen wir uns freuen, dass wir in Deutschland noch immer so rückständig sind? Resignieren wir nicht. Nehmen wir uns ein Beispiel am unverbesserlichen Optimismus des wunderbaren Hundertwasser, der 1958 in seinem Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur folgenden Vorschlag einbrachte:
"Ein Mann in einem Mietshaus muß die Möglichkeit haben, sich aus seinem Fenster zu beugen und - so weit seine Hände reichen - das Mauerwerk abzukratzen. Und es muß ihm gestattet sein, mit einem langen Pinsel - so weit er reichen kann - alles rosa zu bemalen, so daß man von weitem, von der Straße, sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn unterscheidet, dem zugewiesenen Kleinvieh!"
*
Hier können Sie TUMULT abonnieren.
Für Einzelbestellungen klicken Sie bitte hier.