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Beate Broßmann: SCORE VON MARTIN BURCKHARDT

Dystopische Science-Fiction-Literatur als „oppositionell“ zu werten, ist gewagt. Einerseits liegt ihr der Logik der Sache nach eine gesellschaftskritische Sicht zugrunde. Sie warnt den Leser: Wenn Ihr so weitermacht, wenn Ihr die gesellschaftliche und technologische Entwicklung in gleicher Weise fortsetzt wie bisher, schafft Ihr eine Welt, in der sich niemand mehr wohlfühlt und in der der Mensch seine Menschlichkeit verliert. Entweder wird er zum maschinellen Zombie oder er fällt im reinen Überlebenskampf in vorzivilisatorische Verhaltensweisen zurück.





Andererseits steht derartige Schwarzmalerei bislang nicht auf dem Index. Selbst in der DDR waren nur solche Dystopien verboten, die einen unvorteilhaften Vergleich zur realen Gegenwart nahelegten, also z.B. der Klassiker „1984“. Zeitgenössische „utopische“ Literatur, wie sie bezeichnet wurde, durfte erscheinen, sogar Huxleys „Schöne neue Welt“ (1978 und 1988). Dabei rutschte dem Zensor aufgrund seiner rosaroten Brille so manch anrüchiges Werk durch, das dann als Geheimtipp in der Bevölkerung von Hand zu Hand ging. Der ungarische Roman „Oxygenien“ von Klara Feher ist 1977 ein solcher Fall gewesen.


Positive Sozialutopien werden heutzutage nicht mehr entworfen. Morus, Bellamy und Fourier verhalfen dem optimistischen Geist der Aufklärung zum Ausdruck. Aber selbst zur Zeit der Technikbegeisterung im 20. Jahrhundert waren die Zukunftsvisionen der erfolgreichsten Schriftsteller auf diesem Gebiet wie Stanislaw Lem (1921-2006), Isaak Asimov (1920-1992), Arkadi (1925-1991) und Boris Strugatzki (1933-2012), Herbert W. Franke (1927-2022) oder Robert A. Heinlein (1907-1988) nicht ungetrübt von Sorge und Befürchtungen, was die Folgen und Gefahren der oftmals bereits als unheimlich empfundenen Technologie betraf. Nur in den Romanen des Ingenieurs Hans Dominik (1872-1945), die in Deutschland eine große Fangemeinde hatten, triumphierte noch eine gewisse Technikeuphorie – allerdings ohne Sozialoptimismus.


Mit den Bestsellerautoren und Vielschreibern Philip K. Dick  (1928-1982) und J.G. Ballard (1930-2009) begann die Wirklichkeit unheimlich zu werden. Technische Erfindungen spielen bei beiden Autoren kaum eine Rolle. Ihre Dystopien sind ökologischer und philosophisch-psychologischer Natur. Auf ihren Schultern stehen die heutigen Dystopien. In einem Abriß zur Geschichte utopischer Visionen wären sie eine Variante der Geschichte des Zeitgeistes.

Die aktuellen Antizipationen erscheinen in Deutschland sowohl in Mainstream- als auch in alternativen Verlagen – abhängig davon, ob die verleugnete Gegenwart zur Kenntlichkeit entstellt wird oder keine Rolle spielt.


Martin Burckhardts Roman „Score“ ist solch eine unpolitische Dystopie und konnte 2015 im Knaus-Verlag erscheinen. Ich stelle ihn hier trotzdem vor, weil er einer der besten und komplexesten seines Genres ist und alle Ingredienzien enthält, die für zeitgenössische  Zukunftsentwürfe typisch sind.


2.


Die Grundkonstellation der meisten Dystopien der Gegenwart in Buch und Film läßt sich wie folgt charakterisieren: Nach einer von Menschen verursachten Katastrophe ist die Erde großräumig zerstört und die Luft verpestet. In antiseptischen und technologischen Highend-Zonen, die von den „verkommenen“ hochsicherheitstechnisch getrennt sind, ist ein friedlich und kommod Leben – allerdings nur um den Preis der individuellen Freiheit und Entscheidungsfähigkeit. Verordneter Drogenkonsum und Totalüberwachung sorgen dafür, daß die ausgewählten Bewohner wie am Schnürchen funktionieren, zufrieden sind und durch nichts irritiert werden. Die meisten von ihnen wissen nichts von den wilden Zonen außerhalb ihrer Insel der Seligen, in denen die Staatlichkeit zusammengebrochen ist und keine Bedingungen dafür geschaffen werden, sie wieder herzustellen. Warlords, Banden, Slums, Gewalt, Hunger, Energiemangel und nur partielle Digitalität.  Auf der einen Seite eine hierarchisch gegliederte technische und Gesundheitsdiktatur, in der alles gemessen und errechnet wird, auf der anderen Barbarei in Freiheit, in der der Alltag ein fortwährendes Abenteuer darstellt.


Die konkrete Ausgestaltung dieser Konstellation von Martin Burckhardt (geb. 1957), einem Allrounder der Internetgesellschaft, der sich professionell mit Computerkultur und -geschichte sowie Programmierung und Game-Design beschäftigte, zeugt von seiner Kompetenz auf den Gebieten Digitalität und KI, aber auch von beachtlichen Fähigkeiten im fiktionalen Erzählen.

Ein „Großer Crash“ hatte vor zwanzig Jahren die globalen Metropolen in Flammen aufgehen lassen. Banken und Staaten waren in kurzer Zeit zusammengebrochen. Die ehemals „industrialisiert“ genannten Teile der Welt schlossen sich zusammen und sperrten die leistungsarmen aus. Die Nationalstaaten waren einem globalen Organismus gewichen. Unruhen, Terror und Krieg gehörten einer finsteren Vergangenheit an, in der es nach der Katastrophe zu erbitterten Konflikten um Land, Wasser und Rohstoffen gekommen war und verfeindete Warlords zu territorialen Herrschern aufstiegen. „Hatten nicht Generationen von einer nachhaltigen Wirtschaftsweise geträumt, aber erleben müssen, dass diese Träume kurzfristigem Profitdenken geopfert wurden? Hatte nicht die Ersetzung der Geldwirtschaft durch den Score eine Kulturrevolution mit sich gebracht?... Jeder Gedanke, der auf einen ressourcenschonenden Umgang abzielte, jedes Konzept, das die menschliche Arbeitskraft durch einen Algorithmus ersetzte, wurde auf das Großzügigste gefördert. Vom Terror der Ökonomie, von Egoismus und Kleinmut befreit, wetteiferten die Forscher um die besten Lösungen. Allein deswegen war es im Bereich der erneuerbaren Energien, aber auch in den sogenannten life sciences zu den erstaunlichsten Fortschritten gekommen.“


Geistiges Chaos, Verschmutzung der Atmosphäre und Klimaveränderungen – all das hatte mit dem ECO-System ein Ende gefunden. Die neue Gesellschaft ist zu einhundert Prozent friedlich, rational und transparent. Soweit die herrschende Ideologie – besser hätten sie unsere regierenden Ökos auch nicht formulieren können. Eine Gesellschaft, in der die Dummheit regiert, sei furchterregender als eine Räuberbande, läßt Burckhardt, den Wirtschaftshistoriker Carlo M. Cipolla paraphrasierend, eine seiner Figuren sagen.


Die Romanhandlung spielt im Berlin des Jahres 2039. Eine Spielefirma organisiert und dirigiert ein scheinbares Paradies auf Erden: „§1 Wir, die Bewohner des ECO-Systems, erklären, daß Begriffe wie Geschlecht, Rasse, Religionszugehörigkeit, Kultur und Identität dem Dunklen Zeitalter angehören, ebenso wie der Kapitalismus, der die Menschheit unter das Joch der Ausbeutung gezwungen hat. Demgegenüber vertreten wir die Überzeugung, daß der Mensch nur dort ganz Mensch ist, wo er spielt.“  Die Spiele, welche die Firma „Nollet“ entwickelt, um die Bewohner ECO’s, des Enriched Cybernetic Organism, eines Reiches, das sich über Mitteleuropa erstreckt, zu beschäftigen und zu unterhalten, beschreibt der Autor nicht en détail. Erst im Laufe der Handlung werden kurze Sequenzen eingestreut, die dem Leser eine ungefähre Vorstellung vermitteln: Ein Spieledesigner gestalte „Bedingungen der Kommunikation“. Durch das Spielen werde die Gesellschaft zivilisiert. Was an realem Leben getilgt ist, soll in Spielsituationen, also eine virtuellen Realität, verschoben werden. Hier führen die von der Arbeit durch KI und Robotik freigesetzten ehemaligen Berufstätigen ein hedonistisches Ersatzleben. Aber sie dürfen nicht nur spielen; sie müssen es. Die Realität wird zur Spielfläche.


Nollet ist u.a. auch ein „Unterhaltungskonzern, der die Spieler mit immer neuen Thrills und Sensationen bespaßt“. Die Lifestreams aller Bürger liefern den Stoff, mit dem sich die Nollet-Angestellten Rollenspiele ausdenken, die mit der Ökonomisierung der Mikrogefühle an Subtilität gewinnen. Arbeit ist Spiel und Spiel ist Arbeit. Wenn die Konzernabteilung verschiedene Spielertypen mit passenden und sozial nützlichen Aufgaben versorgt, manipuliert und erzieht sie die User, betreibt also das auch uns bereits bekannte Nudging. Und noch mehr: „Fand jemand eine besondere Befriedigung darin, andere Menschen zu unterrichten, durchlief er die entsprechenden Levels [des Rollenspiels –d.A.] und war ab einem bestimmten Grad tatsächlich als Lehrer einsetzbar.“ Die Scores wirken als Leistungsansporn und schaffen eine gesellschaftliche Rangordnung. Ein Kritiker urteilt: Der Ernst des Lebens werde bei dieser Spielkultur durch „heiligen Unernst“ ersetzt. Aus dem totalen Krieg werde die totale Unterhaltung Untoter.


Befremdlich wirkt der Umstand, daß sich diese Gesellschaft einem Spieleparadigma unterwirft, ist doch sehr schnell klar, daß wir es hier keinesfalls mit einer Menschengruppe zu tun haben, die der Spezies homo ludens angehört. Termini wie Social Design Planning Group, Zerebralspeicher, Inquisitionsregeln, Hierarchen oder Desambiguisierungsabteilung, die über die ersten drei Seiten gestreut sind, stellen den Leser auf eine büro- und technokratische, ja auch bereits auf eine totalitäre Informationsgesellschaft ein. Der Paragraph 1 einer fiktiven Gesellschaftsverfassung, die ersten Worte des Romans, kann damit sofort als euphemistisches Neusprech im Geiste George Orwells decodiert werden. Institutionen und Artefakte wie die Penalty Group, die Desensibilisierungsmaßnahmen, der obligatorische Anti-Baby-Chip (natürliche Geburten und familiales Zusammenleben gibt es selbstverständlich nur noch in der Zone) und die Amnesia-Kapsel runden das Bild ab.


Die Penalty Group hat die Aufgabe, „statistisch abweichendes Verhalten zu identifizieren und mit einer Sanktion zu belegen“. Das Verhalten der Menschen und die Reaktion, die jemand bei anderen hervorruft, werden laufend evaluiert und in Scores umgerechnet, die auch als Zahlungsmittel und Weltersatzwährung dienen. (Für Alkoholgenuß und schädliches Essen beispielsweise gibt es Scoreabzug.) Die obligatorische Datenbrille gibt jederzeit Auskunft über Menschen im Blickfeld ihres Users – einschließlich Kontakt- und Sexangeboten – und über den Stand der Scores beider. Wer seiner Umwelt keines der normgerechten Gesichter zumutet, wird gentherapiert oder fällt der Extinktion zum Opfer.


Der verstorbene Gründer der Firma „Nollet“, Cheng, ist als Simulacrum jederzeit aufrufbar und wird von seinem Nachfolger Khan eingesetzt, wenn dieser bei angestrebten Veränderungen einen Autoritätsbeweis benötigt. Er spricht und gestikuliert dann auf derart vertraute Weise, daß es schwer für das Auditorium ist, ihn nicht für lebendig zu halten. Das hologrammartige Simulacrum ist das erste Produkt des neuesten Nollet-Programmes „Ressurection“. Es trägt einen kurzen Abriss der Score- und Nollet-Geschichte vor: „Ursprünglich…bestand unsere Motivation allein darin, dem Computer beizubringen, was Menschen sich mit ihrer Sprache, ihrem Mienenspiel und ihren Gesten übermitteln. Die Ergebnisse waren ermutigend. Trotzdem hatten wir nicht vor Augen, daß Banken und Versicherungen unsere Bots zur Kundenberatung einsetzen würden. Nicht um Geld ging es uns, sondern um Geist, darum, der Maschine beizubringen, von den Menschen zu lernen. Die Entdeckung des Menschen, das war die Revolution!“ Es ging nicht, wie wir von unserem Helden, dem achtunddreißigjährigen Damian, erfahren, um eine abstrakte künstliche Intelligenz, sondern um jeden einzelnen Menschen. Jeder Sprechakt des Bot-Nutzers mußte festgehalten und analysiert werden. Dadurch entstanden Psychogramme, „die präziser waren als alles, was bis dato avanciertesten Algorithmen hatten festhalten können.“ Sensorbestückte Mobilgeräte wurden aufgerüstet, und das Programm hatte Zugriff auf fast alle Lebensäußerungen seiner Benutzer. Das Ergebnis war ein personenbezogener Lifestream. Dieser wurde zur Verschlüsselung benutzt – mit der Folge, daß der Identitätsausweis nun darin bestand, was jemand tatsächlich gedacht, gesagt oder getan hatte – eine Weiterentwicklung der biometrischen Identitätserkennung. Hinzu traten die Scores, die sich zur Authentifizierung von Botschaften und Tauschakten regelrecht aufdrängten. Der Glaubensformel „Wir schaffen das Paradies auf Erden“ gesellte sich eine neue hinzu: Identität ist Verschlüsselung.


Mit solch einem System ist Kriminalität nur noch eine marginale Größe. Gesetzes- und Regelverstöße werden sofort erkannt und geahndet (meist mit sozial-ökologischen Arbeitseinsätzen). Unentdeckt können nur Cyberverbrecher bleiben, wenn sie die Software manipulieren. Und von solch einer kriminellen Tat und ihren Folgen erzählt Burckhardts Roman.

Der Plot wird ausgelöst vom Selbstmord eines Nollet-Angestellten. Er war in einem Verhör gestorben, das Damian führte, weil der Score des Kollegen auf einen unerklärlich niedrigen Stand gesunken war. Daniel wird sofort suspendiert und zu Verschwiegenheit verpflichtet, und irgendjemand sendet von da an kryptische, ja gefährliche Sprüche auf seinen Kommunikator, von „eine Gesellschaft, die den Anblick des Blutes so scheut wie der Teufel das Weihwasser, ist totalitär“ bis hin zum Begriff ASSASSINATION. Damien versteht den Sinn dieser Botschaften nicht, aber ihm ist sofort klar, daß ein Unbekannter Chengs Verschlüsselungsmechanismus geknackt haben muß und nun Kassiber in seinen Lifestream hineinschmuggelt. Er findet dreizehn solcher manipulierter Bilder und schluckt reflexartig die zweite Relax des Tages. Denn Daniel ist glaubensfest. „Schon die Möglichkeit, dass man sich aus ideologischen, religiösen oder machtpolitischen Gründen der Vernunft eines Algorithmus verschließen konnte, erschien ihm als unerklärliche menschliche Torheit, eine Form des Wahnsinns geradezu.“


Da er ohnehin nicht mehr arbeiten darf, geht er dieser befremdlichen Angelegenheit – zuerst zaghaft, dann immer mutiger – nach. Rebellen aus der Zone nehmen Kontakt mit ihm auf. Damian betritt erstmalig ein wildes Soziotop hinter der polnisch-ukrainischen Grenze und begleitet den Nollet-Chef nach Arabien. Er verliert im Eilschritt seine Naivität und Unschuld und deckt mithilfe Gleichgesinnter ein Mordkomplott gegen den Zone-Romantiker Khan auf. Lehrwochen eines Homo digitales, der zum Mann wird.


3.


In einer totalitären Gesellschaft gibt es keine moralischen oder Grundsatzfragen, die zu diskutieren wären, begreift Damian in einem verbalen Schlagabtausch mit den Widerständlern, den „normalen“ Menschen in der Zone. Betriebsblindheit und das Klein-Klein der täglichen Beschäftigungen reproduzieren das totalitäre System. Technokratie: das Lösen von Problemen „in einem praktischen Sinne“. Alles dreht sich nur noch um Effizienz und Machbarkeit. Scheinbar gibt es weder Ideologie noch Politik. Mit Nollet ist man in ein transpolitisches Zeitalter eingetreten. Wenn in der Penalty Group über die Zone gesprochen wird, dann nur über systemische Intransingenzen oder Permabilitätskontrollmechanismen, wird unserem Helden bewußt.


Vordergründig geht es in „Score“ um die Fragwürdigkeit des Zieles und die Fragilität einer durchdigitalisierten Gesellschaft – was an sich schon hochinteressant ist. Beim genaueren Hinsehen erkennt man in Burckhardts Roman eine weitere Dimension, eine Tiefendimension. Fast nebenbei, aber hartnäckig taucht das ewige ethische Thema „Gewalt“ auf und wird von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet:


  • Eine Kollegin Damians aus der Panalty Group wurde nach ihrer Rückkehr aus der Zone suspendiert. „Sie hatte gesagt, daß die Stigmatisierung der Aggressivität auf einen Kulturverfall hinauslaufe, nur eine Gesellschaft, die den Kampf praktiziere, habe überhaupt eine Zukunft…Als Damian Einwände erhob, hatte sie ihn nur mitleidig angelächelt und gesagt, schon Marx habe gewusst, dass Gewalt die Hebamme der Geschichte sei.“

  • In der Zone verrohe man zwar. „Wo Gewalt herrscht, gibt es keine andere Sprache als die Gewalt.“ Aber die Klügeren setzten Gewalt nur instrumentell ein, so wie man sich die Zähne putze. In einer gewalttätigen Welt müsse man bereit sein, Gewalt anzuwenden.

  • Die Aufgabe eines Monsters sei es, einem zu zeigen, was man ansonsten nicht sähe.

  • In dieser Welt ginge es „darum, wer den Zugang zu seltenen Rohstoffen hat und wer die Informationen kontrolliert. Das sind die Schlüssel: Macht und Gewalt.“ Daraus lasse sich eine Pflicht zu gewaltsamem Widerstand ableiten.

  • Es gebe Formen der Gewalt, „bei denen man keineswegs physischen Zwang ausüben muss. Stopf die Leute mit Zucker voll, und sie können sich ein Leben ohne Zucker nicht mehr vorstellen! Verführung,…das ist der Schlüssel, das ist die wahre Gewalt!“

  • „Leben! Das ist ein reißendes Raubtier, auf dem Sprung und immer bereit, seine Zähne in ein anderes Leben zu schlagen, es zu verschlingen…Vom Leben weiß nur, wer auch bereit ist, Leben zu nehmen! Wer bereit ist, dem Tod ins Auge zu sehen.“

  • Das Wesen einer Gesellschaft erkenne man nur an ihren Grenzen. Sind Gebietsgrenzen per se Institutionen einer – nicht zu akzeptierenden – Gewalt?


Nach der Lektüre dieses Romans stellt sich zwangsläufig die Frage: Sind Menschen tatsächlich nur unter totalitären Bedingungen fähig zu zivilisiertem Verhalten und zum Verzicht auf Gewalt? Chaos oder Sterilität – tertium non datur?

 

Martin Burckhardt: Score. Albrecht Knaus Verlag: München 2015


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Über die Autorin: Beate Broßmann, 1961 in Leipzig geboren, erfolgreiches Philosophie-Studium, vor der „Wende“ in der DDR Engagement für demokratische Reformen, später Mitglied der oppositionellen Vereinigung „Demokratischer Aufbruch“.





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