Falls noch immer jemand nicht wissen sollte, was es mit den „Enthüllungen“ um ein angebliches „Geheimtreffen“ diverser AfD- und CDU-Politiker mit Remigrationsbefürwortern in Potsdam auf sich hat, kann er sich die „szenische Lesung“ des Berliner Ensembles dazu antun. Unter dem tatsächlich nicht satirisch gemeinten Titel „Correctiv enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland“ haben fünf Schauspieler die Kampagne von Ampel, Medien und Meinungs-NGOs zur Kenntlichkeit entstellt: Es handelt sich um eine fiktive Inszenierung. Die Darsteller betonen selbst, dass alles, was sie auf der Bühne von sich geben, von realen Personen „so nie gesagt“ wurde. Es träten lediglich „Bühnenfiguren“ auf, die man etwa „Martin Sellner“ oder „Ulrich Vosgerau“ genannt habe, um anzudeuten, dass Menschen, die in der Realität so heißen, „Deportationen“ von Millionen Menschen gefordert oder die Gültigkeit demokratischer Wahlen angezweifelt haben könnten, wenn man das, was aus ihrem Munde nicht zu hören war, so deuten würde, wie es „anständige“, mediengläubige Menschen zu verstehen hätten. Hier wird also nicht mehr nur zwischen den Zeilen gelesen, um einem Text einen vermeintlichen „eigentlichen“ Sinn unterzuschieben, sondern die Theater-Aktivisten geben ganz unbefangen zu, dass es den Text, den man umdeutet, gar nicht gibt.
Fyrtaarn, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia
Wenn ihre Kollegen im Deutschen Bundestag oder bei den medialen Framing-Dienstleistern, die sich in den letzten Tagen an die Wannseekonferenz erinnert fühlen wollten, auch diese Offenheit hätten! Leider wurden überall nur dieselben Glückskeks-Tütchen mit Info-Zettelchen über das verteilt, was „die Rechten“ meinen, wenn sie von „Remigration“ sprechen, und man wunderte sich einmal mehr über die Selbstsicherheit, mit der die amtlichen und quasiamtlichen Wahrheitsvorkauer immer noch glauben, der Bevölkerung ihren eingespeichelten Keksbrei einflößen zu können. Vergleiche mit der Ibiza-Kampagne, die zum Sturz des österreichischen Außenministers H.C. Strache geführt hat, oder der Story von Merkel-Regierung und „Antifa Zeckenbiss“ über die Hetzjagden in Chemnitz drängen sich auf und müssen doch beiseite gewischt werden: Ganz so dreist waren die Campaigner selbst dabei noch nicht! Strache hat sich ja, von einer attraktiven Pseudo-Oligarchentochter und zahlreichen Drinks berauscht, tatsächlich zu unklugen Äußerungen hinreißen lassen, und in Chemnitz hätte es nach der Ermordung eines einheimischen jungen Mannes durch einen Migranten durchaus zu Ausschreitungen kommen können.
Beim Märchen vom rechten „Geheimtreffen“, geradezu einer lupenreinen Verschwörungsschmonzette von bedrohlichen Hintergrund-Bösewichtern, gaben sich die Erzähler aber gar keine Mühe mehr, ihre „Kreativität“ noch irgendwie zu kaschieren. Drehbuchgemäß folgt eine Inszenierung auf die andere, und wie von langer Hand geplant riefen die „demokratischen“ Massenorganisationen der „Zivilgesellschaft“ ein beachtliches Laufpublikum „gegen Rechts“ zusammen, um die überwiegend nur graswurzelmäßig organisierten Bauern- und Handwerkerdemonstrationen in den Schatten zu stellen. „Wir sind mehr“ sollte die bedrohliche Botschaft lauten, und „Wir sind die Mitte der Gesellschaft“, wie überall gebetsmühlenartig wiederholt wurde. Tatsächlich ergießt das Regime seine Propagandafluten in noch immer handlich bereitstehende „kommunizierende Röhren“, in denen überall derselbe Pegel steht.
Das ganze „bunte“ Spektakel hat einen selbstreferenziellen Charakter: „Correctiv“ ist ein u.a. von der Bundesregierung, der Brost-Stiftung (die der WAZ-Gruppe nahesteht), der Luminate Foundation von Ebay-Gründer Pierre Omidyar, der eurokratischen und klimaideologischen Stiftung Mercator und selbstverständlich auch von Georges Soros’ Open Society Foundations finanziertes, mutmaßlich mit kriminellen Methoden arbeitendes Spitzel-Kollektiv; die Berliner Theatertruppe hängt wie alle staatskulturschaffenden Einrichtungen am staatlichen Tropf; und zahlreiche an den System-Events „gegen Rechts“ teilnehmenden „zufällig interviewten“ Bürger wurden mittlerweile als Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Aktivisten diverser NGOs oder Funktionäre linker Parteien entlarvt.
Der Aufwand, den die noch Regierenden gegen die Opposition betreiben, ist gewaltig, wird aber, wie alles, was sie in ihrer Mischung aus Dummheit, Arroganz und Größenwahn anrichten, keinen Erfolg haben. Eine relative Mehrheit von 42 Prozent sieht die AfD durch die Demos „gegen Rechts“ sogar gestärkt. Anders als die Medien suggerieren und in deutlichem Gegensatz zu den Bauern-Demos steht die große Mehrheit der Deutschen nicht hinter der staatlichen Aufstachelung gegen kritische Bürger. Und auch der so verzweifelt herbeigesehnte Absturz der AfD zeigt sich mitnichten: Die erdrutschartigen Verluste, die sämtliche Systemmedien herbeizutrompeten versuchen, bestehen lediglich in 1,5 Prozent, liegen also noch innerhalb der Schwankungsbreite solcher Umfragen und werden eher mit der Berücksichtigung des BSW zu tun haben, das dennoch nicht die Wunderwaffe zu werden scheint, die die AfD nachhaltig schwächen könnte. Eher wird es, vor allem im Osten, den Untergang der Ampel-Parteien beschleunigen.
Nach allem, was der politmediale Herrschaftsapparat in den letzten Jahren angerichtet hat, wird dessen Dauerkampagne gegen unliebsame Meinungen und Konkurrenten ihm mittelfristig nichts mehr nutzen. Das Parteiensystem schreit nach einer grundsätzlichen Neugestaltung. Womöglich wird sich demnächst jede Kartellpartei heulend, zähneknirschend, schimpfend und die Hände vor die Augen haltend, durch die Finger von ihrem antipodischen Spiegelbild konfrontiert sehen, das sie an ihr weggeworfenes Erbe erinnert. Der CDU steht bereits die AfD – bald vielleicht auch die Werteunion – gegenüber, der zur Kleinpartei schrumpfenden SPD und der bald absterbenden Linken das BSW; vielleicht folgen noch liberale oder libertäre und ökologische Alternativen zu FDP und Grünen.
Die Betonplatte des Parteiensystems über unserem Land zeigt überall Risse, die sich fortwährend verbreitern. Daran werden die immergleichen Kampagnen, Aufmärsche und Filterblasen-Bespaßungen nichts ändern.
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Über den Autor: BAAL MÜLLER, geb. 1969 in Frankfurt/Main, studierte Germanistik und Philosophie in Heidelberg und München. Promotion 2004 mit einer Arbeit über Ludwig Klages und Alfred Schuler (Kosmik 2007; Neuausgabe 2020). Gleichzeitig edierte er Schulers Gesammelte Werke textkritisch aus dem Nachlass. Von 2003 bis 2015 war er Inhaber des Telesma-Verlags. Seit Ende der neunziger Jahre Beiträge in vielen Zeitschriften. Gegenwärtig lebt er als Schriftsteller, Übersetzer, politischer Berater, Pressereferent und Ghostwriter im brandenburgischen Treuenbrietzen sowie gelegentlich im litauischen Posciske, fußläufig von der weißrussischen Grenze entfernt. Er ist Mitbegründer der Künstlergruppe „Orphischer Kreis“. Zuletzt veröffentlichte er den Gedichtband Wendische Fahrt (2016), eine Neubearbeitung der Nibelungensage (Hildebrands Nibelungenlied, 2017) und das materialreiche Grundlagenwerk Die Selbstzerstörung der Demokratie - Deutschland am Abgrund, Gelnhausen 2020.
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