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Adorján Kovács: ZUR PALÄSTINA-FANTASIE VON JÖRN SACK


Der Artikel Sieben Gedankenblöcke zur Palästina-Frage von Herrn Sack beunruhigt mich und das nicht wegen seiner „Gedanken“ zur (Nicht-)Legitimität des Judenstaats, wo sich rechter und linker Antizionismus einvernehmlich treffen, den manche nicht zu Unrecht für den neuen Antisemitismus halten. Man kennt´s. Sondern wegen chronisch falscher Prämissen und der leider bei Deutschen seit Lessing, Goethe und Rückert üblichen fast völligen Ahnungslosigkeit bzgl. des Islam.


Wie kommt Herr Sack darauf, die „Palästinenser“ seien ein Volk? Er erwähnt die osmanische „Provinz Palästina“, die es nicht gab: das Gebiet war in zwei Sandschaks und ein Mutessariflik unterteilt. Und inwiefern unterschieden bzw. unterscheiden sich die „palästinensischen“ Araber ethnisch von den z. B. jordanischen? Gar nicht.


Die unzutreffende Bezeichnung der „palästinensischen“ Araber als Volk dient ausschließlich der Schaffung eines Rammbocks gegen den Judenstaat, und das bezwecken auch die globalen Organisationen trotz ihrer scheinbaren Anerkennung dieses Staates.


Wie kommt Herr Sack darauf, dass diese „palästinensischen“ Araber, denen, so er, 1918 noch die offenbar vorhandene politische „Reife“ abgesprochen worden sei, aber bereits anno 1949 von ihm für politisch „unerfahren“ und der „Staatsweisheit“ nicht teilhaftig erklärt werden, „auf das ihnen von allen Seiten“ – also von Israel und ihren arabischen Nachbarn – „widerfahrene Unrecht rein emotional“ reagieren, mithin unbedingt – „was Wunder“, sagt er – zum Terror greifen mussten? Es gibt viele Völker, die größere Ungerechtigkeiten erdulden mussten und trotzdem nicht zu diesem feigen Mittel griffen. Der Terror war dann – was Wunder! – so gut wie ausschließlich gegen Israel und seine Unterstützer gerichtet, nicht aber gegen die arabischen Nachbarn.


Wie kommt Herr Sack darauf, dass noch mehr Geld die in „Palästina“ lebenden Araber nicht zu Waffenkäufen, Tunnelbauten und Judenhass motivieren könnte, sondern zu einem konstruktiven und koexistierenden Staat? Deutschland hat durch die „Macht des Faktischen“ ein Drittel seines Staatsgebietes verloren, das von zwölf Millionen seiner dort lebenden Bürger ethnisch gesäubert wurde. Diese Tatsachen sind allgemein als offenbar rechtens anerkannt, weil Deutschland durch den von ihm begonnenen Weltkrieg und die begleitenden Massenverbrechen das Recht auf diese Gebiete verloren habe. Ähnlich ist festzustellen, dass die „palästinensischen“ Araber oftmals seit 1947 eine Zwei-Staaten-Lösung hätten akzeptieren können, stattdessen aber gemeinsam mit ihren arabischen und persischen Verbündeten vier Angriffskriege und ununterbrochenen Kleinkrieg bevorzugten, wodurch sie jeden Anspruch auf einen eigenen Staat verloren haben.


Und wie kommt Herr Sack darauf, dass ein muslimischer Staat jemals einen Friedensvertrag mit einem nichtmuslimischen, insbesondere einem jüdischen Staat schließen könnte? Dies ist unmöglich, denn es gibt nur Waffenstillstände zwischen islamischen Staaten und dem dar el-harb, selbst wenn ein Vertrag aus taktischen Gründen Friedensvertrag genannt würde. Insbesondere beim Judenstaat wird der islamische Rassismus niemals ruhen, bis jener und alle Juden vernichtet sind.


Deshalb muss Israel quasi habituell völkerrechtswidrig handeln, weil es sonst vernichtet wird. Wer das bedauert oder anprangert, will die Vernichtung Israels. Das sollte man dann aber auch so sagen. Das ist durchaus möglich; der Iran z. B. tut es ja.


„I have a Dream“: Es steht einem Deutschen frei, bzgl. Deutschlands und seiner Muslime zu träumen, was ja schon täglich sichtbare Ergebnisse zeitigt, aber der Judenstaat kann sich das Träumen nicht erlauben. Das ist ein Faktum abseits moralischer Erwägungen.


Mit herzlichen Grüßen

Adorján Kovács



Über den Autor: Adorján Kovács ist Gesichtschirurg und Autor. Letzte Buchveröffentlichung: Sándor Petőfi. ‚Dichter sein oder nicht sein‘. Dichtung und Deutung. Arnshaugk Verlag: Neustadt an der Orla 2023. Näheres zu Werk und Wirken finden Interessierte auf der Webseite des Autors.



Titelbild: Nach dem 7. Oktober in einem Kibbuz nahe des Gazastreifens /Spokesperson unit of ZAKA CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons


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