TUMULT Frühjahr 2017
ZUSAMMENFASSUNG
Umfang: 96 Seiten
Preis: 8,00 Euro (D) 8,50 Euro (A) 10,00 SFR (CH)
Format: 20 x 28,6 cm
Erscheinungsdatum: 8. März 2017
Pressecode: 4-198745-408000-01
Vertriebsinformationen: siehe hier ☛
Die »heutige linke Mode, in die fernere Zukunft und auf einen Weltstaat zu blicken, ist so nutzlos wie der Glaube an Marxens Geschichtsphilosophie, für den sie ein Ersatz geworden ist«, sagt der Philosoph Richard Rorty 1997 in einer Vorlesung zur Geschichte der US-amerikanischen Zivilisation. Die »neue, kulturelle Linke« sei »keine Linke, von der man verlangen kann, sich mit den Folgen der Globalisierung auseinanderzusetzen«. Rorty empfiehlt dieser Linken eindringlich, ihre »philosophische Pose« aufzugeben und die »Überreste unseres Stolzes als Amerikaner« zu mobilisieren.
Am 20. Januar 2017 wurde vor dem Kapitol in Washington ein Mann namens Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt, der in seiner Inaugurationsrede dieser Empfehlung exakt folgt. (Siehe den Beitrag von Ulrich Schacht)
Wenn in weiten Regionen der Welt, bis hinein in Moscheen auf deutschem Boden, der Hass auf den Westen zur Staats- und Religionsdoktrin erklärt, wenn Kindern in Schulbüchern beigebracht wird, den Ungläubigen mit Hass zu begegnen, dann steht die Frage nach dem Clash of Civilizations dringender denn je auf der Tagesordnung. Der Einsicht in die Wirkungsmacht des Hasses ist die politische Theorie und Praxis der westlichen Welt nicht mehr gewachsen. Die anämischen Gefühlsvortäuschungen der Willkommenskultur sind sicher keine ernst zu nehmenden Gegengewichte gegen den Hass, der der westlichen Lebensform entgegenschlägt. Sie ist wohl eher Ausdruck jenes Phänomens, für das Anna Freud die Formel von der »Identifikation mit dem Angreifer« gefunden hat. (Siehe den Beitrag von Peter J. Brenner)
Unser Interesse an den Folgen einer Entgrenzungspraxis, die mit der Beschwörung »universaler Werte« ins Leere führt, fördert auch andere, verwandte Interessen. Viel Beachtung und Raum werden wir den Übergängen der digitalisierten Gesellschaft ins Posthumane widmen – siehe in dieser Ausgabe die Beiträge von Martin Kurthen, Jochen Beyse und Martin Burckhardt.
INHALT
Frank Böckelmann – Die Ewiggestrigen Zur Ausgabe Frühjahr 2017
SCHNEISEN
Ulrich Schacht – Der Ghostwriter Wie viel Richard-Rorty-Kritik am linksliberalen Establishment steckt in Donald Trumps Inauguralrede?
Peter J. Brenner – Der Hass Zur Wiederkehr eines starken Gefühls
Eberhard Sens – Afrika und die Frau Bundeskanzlerin Fünf Notizen
Manfred Lauermann – China – fit für den Krieg
Armin Langroudi – Geeint in der Barbarei Die Machtkämpfe der islamischen Glaubensbrüder
Parviz Amoghli – Imperium Europaeum Ein Gedankenspiel ☛ PDF
LEBENSWELT NETZ
Martin Kurthen – BrainConnect/MindDissect Die Zwischenwelt der Hirn-Maschine-Schnittstellen
Jochen Beyse – Raumsonden unterwegs Auszug aus einer Erzählung
Martin Burckhardt – Ich. Allüberall. Depotenziert
RÄUME DES POLITISCHEN
Siegfried Gerlich – Das alte und das neue Nomadentum Metamorphosen eines anthropologischen Typus. Erster Teil
Bettina Gruber – Minderheiten. Ein Irrtum
Peter Hoeres – »Liebling der Massenmedien« Ernst Nolte und die FAZ ☛ PDF
Till Kinzel – Institutionalisierung der Manipulation als Konsequenz der Moderne? Ein Blick zurück auf Ioan P. Culianu
DIE BEWIRTSCHAFTUNG DER ZUKUNFT
Albrecht Goeschel – AOK: Finanzkonzern des Deutschen Monetarismus Die Metamorphose von Sozialgeld zu Spekulationskapital
BELICHTUNGEN
Josef Kraus – Wenn Schulpolitik und Pädagogik zu Kitsch werden Der kleine Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen
Christian J. Grothaus – Die »schlechte Unendlichkeit« Über ein Virus im deutschen Wesen ☛ PDF
Rainer Paris – Anspruchsdenken Versuch über die Kanalisierung der Wünsche
Johann Felix Baldig – Der Geschmack des menschlichen Fleisches Künstlerische Interventionen der HGB-Studierenden in die »Sammlungen des weißen Mannes«
LANDSCHAFTEN
Takasaki – 6122,1 6128,1 6134,1
Benjamin Jahn Zschocke – Savoy Grand No. 13 Stadien des Rückzugs → Inneres Exil
Michael Zeller – Die zwei Fräulein und ich